1 Abo und 1 Abonnent
Artikel

Hörempfehlungen: Acht Wirtschaftspodcasts, die sich lohnen

Düsseldorf In den vergangenen Jahren ist die Nutzung von Podcasts immer weiter angestiegen. 2020 hört laut Digitalverband Bitkom jeder Dritte gelegentlich Podcasts. Der Erfolg einzelner Sendungen liegt meist nicht in der Anzahl der Hörerinnen und Hörer, sondern der Inhalt spielt mit die wichtigste Rolle. Auch immer mehr Audioformate mit Wirtschaftsthemen sind beliebt: Es geht ums Scheitern von Gründerinnen und Gründern, um Geldanlage-Tipps speziell für Frauen oder um Trends im Kunstmarkt.

Sich am Wochenende entspannt auf der Couch Finanzwissen aneignen oder lieber konzentriert die eigenen Investments planen und überdenken - für jeden ist etwas dabei. Die Handelsblatt-Autoren Melanie Raidl und Sebastian Späth listen ihre acht Favoriten auf.

OMR

Darum geht es: „OMR" gilt als führende Onlineplattform für Digitalmarketing. Im 2015 gestarteten gleichnamigen Podcast, der alle vier Tage erscheint, drehte sich zumindest anfangs ebenfalls alles um dieses nischige Thema. Inzwischen sind die Themen genauso bunt und vielfältig wie es die Gästeliste ist. Der Schwerpunkt der meist einstündigen Gespräche liegt auf Kreativität, Gründen, Investieren und Unternehmertum.

Zu den bisherigen Talkgästen zählten Figuren der bundesdeutschen Wirtschaftsgeschichte wie etwa Ex-Hedgefonds-Manager Florian Homm, Jung-von-Matt-Gründer Holger Jung oder Ex-AWD-Chef Carsten Maschmeyer. Dazu Stars und Sternchen aus der Kunst-, Musik-, Film- und Influencerszene. Popsängerin Billie Eilish zum Beispiel, Produzent Dieter Bohlen oder Filmemacher Till Schweiger.

Das ist der Host: Philip Westermeyers Karriere begann ziemlich konventionell als Vorstandsassistent bei Bertelsmann. Mit der Konferenz Online Marketing Rockstars rief er 2011 eines der inzwischen wichtigsten Digitalevents Europas ins Leben. Westermeyers gleichnamige Firma ist Seminaranbieter, Stellenbörse und Podcastproduzent in einem.

Das ist der Mehrwert: Westermeyer ist sehr an Umsätzen interessiert und bringt fast alle seine Gäste dazu, das Geheimnis um ihre Erlöse zu lüften.

Anschalten lohnt sich, wenn volle Konzentration da ist. Denn die Interviews gehen häufig ziemlich ins Detail und setzen Branchenwissen voraus. Außerdem wird viel mit Namen jongliert.

Madame Moneypenny

Darum geht es: Finanzielle Unabhängigkeit macht glücklich und sorgenfrei, findet Natascha Wegelin, die den Podcast Madame Moneypenny gestartet hat. Vor allem Frauen seien im Alter von Altersarmut betroffen oder würden sich oft nicht genug um Vermögensaufbau kümmern. Aus diesem Grund begleitet Madame Moneypenny Frauen mit ihrem Podcast auf dem Weg zur finanziellen Sicherheit.

Sie richtet sich an Frauen, die gerade anfangen, sich für Anlagemöglichkeiten zu interessieren, aber nicht genau wissen, wie man das Thema angeht. Sie spricht in den Episoden über Motivation und darüber, was sie mit Finanzen zu tun hat, über Energiemanagement in Bezug auf Geld und beantwortet in einem regelmäßigen Format, dem Moneycall, WhatsApp-Nachrichten zu Finanzfragen.

Besonders für Frauen, die etwa schon während des Studiums sparen, sich selbstständig machen oder einfach nur Ordnung in ihrem Sparbuch sehen wollen, ist der Podcast ein informativer Zeitvertreib.

Das ist der Host: Natascha Wegelin ist Autorin, Bloggerin und Mentorin zum Thema Vermögensaufbau und finanzielle Selbstbestimmung für Frauen. 2016 hat sie den Podcast ins Leben gerufen. Bevor sie sich ihren Büchern und Blogs widmete, gründete sie nach ihrem BWL-Studium die bekannte Wohnungssucheplattform wg-gesucht.de, die sie inzwischen verkauft hat.

Das ist der Mehrwert: Der Anstoß, das Thema Geldanlage endlich systematisch zu betreiben.

Anschalten lohnt sich, wenn man montags einen Motivationsschub zum ersten Kaffee braucht.

Der Flopcast

Darum geht es: Dass es in Deutschland im Unterschied zum Silicon Valley keine Kultur des Scheiterns gibt, ist fast schon ein Klischee. Deshalb kann man sich hierzulande für geschäftliche Misserfolge im Normalfall auch nicht feiern lassen. Das deutsche Internetradio detektor.fm macht mit seinem 14-täglich erscheinenden „Flopcast" jedoch genau das.

Natürlich im übertragenen Sinn: Es rückt ehemalige Verlierer ins Rampenlicht und lässt sie erzählen, welche Lehren sie aus ihren geschäftlichen Misserfolgen gezogen haben. Zu den bisherigen Gästen gehörten etwa der Bionade-Erfinder Peter Kowalsky, der seine Familienbrauerei nach dem großen Hype um sein Trendgetränk verkaufen musste, oder der heutige Handelsblatt-Geschäftsführer Gerrit Schumann, der mit Simfy, einem deutschen Musikstreamingdienst, vom Weltkonzern Spotify verdrängt wurde.

Das ist der Host: Maja Fiedler ist freie Journalistin in Leipzig. Als Moderatorin beim Nachrichtenradio MDR Aktuell hat sie eine geübte Radiostimme. Außerdem arbeitet sie für DLF Kultur in Berlin, den WDR, SWR und MDR Kultur.

Das ist der Mehrwert: Die wichtigste Lektion des „Flopcast" lautet: Scheitern ist eine große Chance. Vorausgesetzt man steht wieder auf und bleibt nicht liegen. Nirgendwo sonst ist das so überzeugend und lebensnah erzählt wie in diesem Podcast.

Anschalten lohnt sich, wenn man selbst in einer herausfordernden Lebensphase steckt. Denn eine Sache haben die Geschichten der Gäste gemeinsam: ein Happy End.

Schwungmasse

Darum geht es: Das Ziel von „Schwungmasse - der Finanzheldinnen-Podcast" ist es, beruflichen und finanziellen Erfolg aus Frauenperspektive zu präsentieren. Es werden Menschen, zumeist Frauen, vorgestellt, die durch eigene Erfahrungen Tipps für die Karriere und den Umgang mit Geld geben können. Bei lockeren Gesprächen wie zwischen Freunden spricht immer eine Finanzheldin - wie die Moderatorinnen genannt werden - mit dem Gast über seinen Karriereweg. Meist sind die geladenen Frauen Unternehmerinnen, Gründerinnen oder Managerinnen.

Die Zuhörer lernen viel über Gehaltsverhandlungen, Geldanlage, den Kauf von Immobilien und Ideen für Erfolg im Beruf. Auch softere Themen sind dabei: wie man souveränes Auftreten erlernt oder warum Unternehmen in ihre Mitarbeiter investieren sollten. Um den Gesprächsthemen zu folgen, braucht man keine Vorkenntnisse über Geldmanagement, im Gegenteil: Den Geschichten der Frauen aus dem Sport, der Musikbranche und von klassischen Großunternehmen hört man gespannt zu auch ohne Wirtschaftswissen.

Das ist der Host: Mitarbeiterinnen der Comdirect Bank haben den Finanzheldinnen-Podcast im Januar 2018 gegründet. In jeder Folge spricht eine andere Frau der Bank und führt ein Interview.

Das ist der Mehrwert: Interessante Geschichten von erfolgreichen Persönlichkeiten motivieren für das Thema Finanzen.

Anschalten lohnt sich, wenn man Unterhaltung bei einer kühlen Limo auf der Gartenliege braucht.

Jungunternehmer Podcast

Darum geht es: Der Titel des 2016 gestarteten Hörformats ist selbsterklärend: Er richtet sich an junge Unternehmer und Menschen, die es werden wollen. Im Podcast geben erfahrene Geschäftsleute wie beispielsweise „Runtastic"-Gründer Florian Gschwandter im Interview ihr Basiswissen an die nächste Generation weiter. Unter den Gästen sind immer wieder auch Unternehmer, die selbst bereits als Jugendliche gründeten. So wie etwa Rubin Lind, der mit 17 in einer Schülerfirma begann und später die Lernhilfe-App „Skills4School" entwickelte.

Das ist der Host: Fabian Tausch startete den Podcast als 19-Jähriger, als er über sein Studium frustriert war. Heute ist er selbst erfolgreicher Unternehmer und Investor - auch dank des Netzwerks, das er mit seinen namenhaften Podcast-Gästen geknüpft hat. Auch abseits des Mikros unterstützt Tausch seine Hörer. Zusammen mit Thomas Bachem, dem Gründer von Sevenload und Lebenslauf.com, hat Tausch das Young Entreprenuers" Programm gestartet, ein einjähriges Förderprogramm für Jungunternehmer. Neben seinem Erstling „Jungunternehmer Podcast" veröffentlicht Tausch mit „digital leaders" auch noch eine englischsprachige Sendung.

Das ist der Mehrwert: Der Podcast ist längst nicht nur was für Jugendliche. Was vor allem daran liegt, dass Tausch sich über die Jahre zu einem echten Insider der Start-up-Szene entwickelt hat.

Anschalten lohnt sich, wenn sie mit der Familie eine längere Autofahrt vor sich haben und sich vorübergehend ausklinken wollen.

Finanzfluss

Darum geht es: Wer schon etwas länger an der Börse aktiv ist, für den ist der Finanzfluss-Podcast spannend. Viele Investment- und Aktieninteressierte kennen Finanzfluss bereits von Youtube, wo Themen rund um Geldanlage und Börse erklärt und analysiert werden. So auch im Finanzfluss-Podcast: Der Host Thomas Kehl taucht etwas tiefer in Investment- und Finanzentscheidungen ein, erklärt etwa, ob es sich lohnt, in Wasser zu investieren, oder was hinter dem Tesla-Hype steckt.

Kurze und knackige Folgen erklären nicht nur das Investieren in Teil-ETFs, den Aktienindex Nasdaq, nachhaltige Geldanlagen oder Kryptowährungen. Thomas und seine Kollegen von Finanzfluss sprechen auch mit gestandenen Börsianern über deren finanziellen Erfolg und darüber, was man daraus lernen kann. In der Hochzeit des Corona-Lockdowns gab es alle zwei Tage ein Update zu den Folgen der Pandemie für die Börse. Somit ist jeder Zuhörer auf dem neuesten Stand in der Finanzwelt.

Das ist der Host: Der Finanzfluss-Podcast folgte dem gleichnamigen Youtube-Channel und Blog von Thomas Kehl, der sich nach einer Karriere als Investmentbanker darauf fokussieren wollte, Menschen mit finanziellen Entscheidungen zu helfen. Hinter Finanzfluss steckt mittlerweile ein ganzes Unternehmen, welches sich als Bildungsplattform für Geldmanagement sieht.

Das ist der Mehrwert: Detailliertes Wissen weit über Einzelaktien und einfache Anlagen hinaus.

Anschalten lohnt sich, wenn man sich konzentriert über Investmentmöglichkeiten informieren will.

The Art Angle Podcast

Darum geht es: Der Kunstmarkt-Podcast mit dem Slogan „From the Art World to the Real World" erschien erstmals 2019 anlässlich des 30-jährigen Firmenjubiläums von artnet. Es handelt sich dabei um eine Preisdatenbanken für Kunst und das erste auf Kunst spezialisierte Internetauktionshaus. In den Debüt-Folgen erzählte der ehemalige artnet-Vorstandschef und Kunsthändler Hans Neuendorf, heute über 80, seine Aufstiegsgeschichte.

Inzwischen liefert der Podcast jeden Freitag aktuelle Nachrichten aus der Kunstwelt, aber auch spannende Hintergundstorys wie den Krimi um den blutjungen Star-Kunsthändler Inigo Philbrick, der dieselben Kunstwerke mehrmals an unterschiedliche Sammler verkauft haben soll. Oder die immer wiederkehrenden Satanismus-Vorwürfe gegen die Performance-Künstlerin Marina Abramović.

Das ist der Host: Der Kulturjournalist Andrew Goldstein ist Chefredakteur von artnets firmeneigenem Kunst-Nachrichtendienst Artnet News und somit von Amts wegen Stimme und Seismograf des internationalen Kunstbetriebs.

Das ist der Mehrwert: Als eine Art von Korrespondenten wirken die Mitarbeiter aus den artnet-Niederlassungen in Deutschland, China, Großbritannien und Russland. So wird man bestens über das weltweite Geschehen im Kunstmarkt informiert.

Anschalten lohnt sich, wenn man am besten gleich freitags die neue Folge anhört. Denn nicht erst seit Corona verändert sich der internationale Kunstmarkt in atemberaubendem Tempo.

Aktien mit Kopf

Darum geht es: Dass Investieren an der Börse mit hohem Risiko verbunden sein kann, weiß jeder. Der Host des Podcasts „Aktien mit Kopf", Kolja Barghoorn konzentriert sich deshalb auf die Psychologie hinter den Investments. Barghoorn startete seinen Podcast, um zu erklären, wie man eigenverantwortlich Geld anlegt. Interessant sind die Folgen vor allem für jene, die nicht aus dem Finanzsektor kommen, aber trotzdem wissen möchten, wie man sich ein Vermögen aufbauen kann.

Barghoorn geht in den Episoden immer wieder vertieft auf einzelne Aktien ein, in der Vergangenheit etwa Coca-Cola oder Softbank. Er analysiert, welche Faktoren ihren Aktienkurs beeinflussen, und beantwortet Hörerfragen. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf den politischen Geschehnissen, den gesellschaftlichen Veränderungen und psychologischen Mustern, die das Börsengeschehen prägen - Aktien mit Kopf eben.

Das ist der Host: Kein Wirtschaftswissenschaftler, kein Anlageberater und auch kein Mathematikgenie: Kolja Barghoorn hat sich einfach als interessierter Privatanleger einen Blog und Podcast aufgebaut. Er will den Zuhörern durch seine eigenen Erfahrungen und Fehler an der Börse dabei helfen, finanzielle Entscheidungen selbst und unabhängig zu treffen.

Der Mehrwert: Die Hörer bekommen Einsicht in verschiedene Branchen und detaillierte, persönlich gefärbte Analysen von Unternehmen.

Anschalten lohnt sich, wenn man abends auf der Couch bei einer Tasse Tee mehr über ein Unternehmen oder eine Aktie erfahren will.

Mehr: Das sind die sieben besten Karriere-Podcasts
Zum Original