Der 35-jährige Jean Elie Gasana ist Prediger einer methodistischen Kirche in Ruanda und bekennt sich offen zu seiner Homosexualität. Er setzt sich für die Rechte von Lesben, Schwulen, Bi- und Transsexuellen (LGBT) ein. Damit eckt er an, aber das ist ihm egal. Er will seinen Glauben leben können.
Wie verlief Ihr „Coming-out"?
Meine sexuelle Orientierung habe ich vor rund 15 Jahren entdeckt. Von da an wusste ich, wer ich wirklich bin. Aber geoutet hab ich mich erst, als ich 2008 meinen heutigen Freund kennenlernte. Wir sprachen viel, wir gingen gemeinsam essen, wir schliefen miteinander. Und dann hab ich es ausgesprochen. Ja, ich bin „pédé" - schwul. Das ist der gewöhnliche Ausdruck in unserer Kultur für homosexuell.
Was hat Ihre Familie gesagt?
Ich lebte damals nicht mehr bei meiner Familie. Die erste Person, der ich es erzählt habe, war meine Schwester. Sie hat mich verstanden und dann mit meiner Familie gesprochen. Die wollte nichts mehr mit mir zu tun haben. Meine Eltern haben lange gebraucht, es zu akzeptieren, erst nach zwei Jahren empfingen sich mich wieder. Heute haben sie aber kein Problem mehr damit.
Zu der Zeit arbeiteten Sie als Prediger in einer methodistischen Kirche in Ruanda. Wie hat Ihre Kirche darauf reagiert?
Sie wussten es zuerst nicht. Dann begann ein anderer Pfarrer zu fragen: Bist du schwul? Warum bist du immer noch Single, warum hast du keine Kinder? Ich sagte ihm, ich wolle zuerst mein Studium abschließen. Aber er fragte immer wieder und sagte, es wäre doch kein Problem, schwul zu sein. Aber als ich es zugab, begannen sie mich Schritt für Schritt aus der Kirche zu drängen. Ich durfte sonntags nicht mehr predigen und wenn ich in der Kirche saß, haben mich alle seltsam angestarrt. Dann beschloss ich, nicht mehr hinzugehen und zu Hause zu beten.