1 Abo und 4 Abonnenten
Artikel

„Sie wollten nicht reden, sondern Medikamente"

Seit drei Jahren kümmert sich Jan Kizilhan um die Opfer des IS-Terrors im Nordirak, meist traumatisierte jesidische Frauen. Um zu verstehen, was sie durchmachen, half ihm ein Blick in die Geschichte – und ein Gespräch mit einem Terroristen.


Die junge Frau war nur für kurze Zeit in Sicherheit. Kämpfer des Islamischen Staats (IS) hatten die Jesidin verschleppt, vergewaltigt und als Sexsklavin gehalten. Sie floh und kam in ein Flüchtlingslager im Nord­irak. Nach zwei Wochen erlitt sie einen Flashback, wähnte sich wieder in den Händen ihrer Peiniger. Ein unerträgliches Gefühl für die 16-Jährige: Sie übergoss sich mit Öl und zündete sich an.


Jan Kizilhan kennt viele solcher Geschichten. Er erzählt sie in ruhigem, unaufdringlichem Tonfall, fast so, als wolle er niemanden damit erschrecken. Der Psychologe aus dem Südschwarzwald behandelt seit zwanzig Jahren Menschen, die den Krieg zwar überlebt, aber längst nicht verarbeitet haben: Opfer des Völkermordes in Ruanda, der Kriege auf dem Balkan, in Pakistan, Tschetschenien. Diese Erfahrungen hätten ihm im Nord­irak geholfen, sagt er.



Zum Original