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Fatumas Hoffnung

Seit 24 Jahren leben Fatuma und ihre Familie in Kenias Flüchtlingslagern. Sie stehen kurz vor der Aufnahme in den USA. Wäre da nicht Donald Trump.

Für die jungen Leute aus Kakuma war es eine große Sache, als im vergangenen Sommer fünf Flüchtlinge aus ihrem Lager zu den Olympischen Spielen nach Rio flogen. Zuhause im Camp feierten die Bewohner vor einer Leinwand den symbolischen Auftritt des "Team Refugee" und verfolgten, wie sich die Athleten auf der Aschenbahn in Rio schlugen.


Yusuf Osman hat nicht so viel Glück gehabt, wie die jungen Sportler, die heute in Nairobi leben und trainieren. Der 20-Jährige mit dem gleichmäßigen aber viel zu schmalen Gesicht kann sich nur schwer auf den eigenen Beinen halten. Er stützt sich auf die langen Krücken und setzt zaghaft einen Fuß vor den anderen, blickt zweifelnd nach unten, so als würde er seinem eigenen Körper nicht ganz trauen.


Ein paar Schritte noch, dann lässt sich Yusuf auf einen olivgrünen Plastikstuhl fallen. Yusuf ist zur Kontrolle in das Gesundheitszentrum gekommen. Seine Mutter Fatuma Ebo nimmt ihm die Krücken ab und setzt sich neben ihn. Yusuf kennt seit er denken kann nur das Flüchtlingslager in der Buschwüste im Nordwesten Kenias: viel Staub, wenig Wasser und kaum Perspektiven für junge Menschen wie ihn. "Ich würde gerne studieren oder einen Beruf lernen", sagt er. "Aber wegen meiner Krankheit habe ich mich so geschämt, dass ich seit drei Jahren nicht mehr zu Schule gegangen bin".


Fatuma Ebo ist 44 Jahre alt, sie stammt wie rund jeder zweite Flüchtling in Kenia aus dem Nachbarland Somalia. Andere kamen aus Burundi, dem Kongo oder Äthiopien - und seitdem im Südsudan ein blutiger Bürgerkrieg ausgebrochen ist, haben sich Zehntausende von dort über die Grenze nach Kenia in Sicherheit gebracht. Ein Großteil der Flüchtlinge lebt in zwei Lagern im Norden des Landes: Dadaab und Kakuma.

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