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Markus Söder: "Ich bin der Antreiber"

Im "Sommerinterview" verpackt der CSU-Chef seine Kritik an Armin Laschet in Fußballmetaphern. Es bleibt der Eindruck, Söder spiele sich für den Fall der Niederlage frei.

Inzwischen gibt er sich besorgt. Durchaus möglich, dass es doch nichts wird mit der Union im Kanzleramt, ließ Markus Söder kürzlich wieder durchklingen. Der Wahlkampf dürfe nicht so weiter gehen wie bisher, sagte er im Interview mit dem Spiegel und forderte eine "klare Kante". Und jedem schwante, dass damit wahrscheinlich nicht nur die Union gemeint war, sondern vor allem deren Kanzlerkandidat.

Nun also das Sommerinterview im ZDF. Man war gespannt auf neue Spitzen. Moderator Theo Koll und Söder treffen sich im Station des 1.FC Nürnberg in Söders Heimatstadt. Letztes Jahr saßen beide schon mal zusammen. Damals hatte Söder jede der etlichen Kanzlerfragen Kolls noch mit einem"Mein Platz ist in Bayern" pariert, freilich ohne eine Kandidatur explizit auszuschließen.

Kanzlerkandidat ist er nicht geworden, einen Ministerposten unter Laschet schließt er aus. Und nun? Unterstützer von Armin Laschet, kann er das, will er das, muss er das überhaupt? Koll kommt schnell zur Sache, verpackt in eine Fußballmetapher. Söder grätsche seinem Mannschaftskapitän immer wieder in die Parade, sagt er, was denn die Taktik dahinter sei?

Was Söder die Möglichkeit gibt, sich in seiner Lieblingspose zu präsentieren: "Ich bin der Antreiber", sagt er. Er verweist darauf, was er in der Corona-Pandemie angestoßen hat - und was nun vermutlich auch tatsächlich kommt: Die Testpflicht beispielsweise, und dass Tests künftig wohl nicht mehr für alle kostenlos sind.

Ständiger Wechsel zwischen Antreiber und Mannschaftsspieler

Aber an wem es dann liege, dass die Werte der Union trotzdem nicht besser seien, will Koll wissen. "Nicht an mir", sagt Söder. Und verweist, wie in den letzten Tagen auch, auf diesen "seltsamen Wahlkampf", der sich zu sehr um Lebensläufe und unpassende Lacher drehe, und "zu wenig um die entscheidenen Fragen". Der Rest ist Söder wie gewohnt: Er fordert mehr Offensive, mehr Tempo. Lange bleibt es im Stadion bei diesen Fußballmetaphern.

Spannend wird es, als Koll Söder auf Reiner Haseloff anspricht. Der CDU-Ministerpräsident aus Sachsen-Anhalt hatte Söder als Kanzlerkandidaten unterstützt - allerdings mit dem Hinweis, es gehe dabei um Macht, und nicht um Vertrauen und Charaktereigenschaften. Ein äußert "verletzendes, brutales Lob" findet Koll und fragt, ob Söder das schmerze. An Söder scheint das abzuprallen, er geht nicht darauf ein. Er habe sich über die Unterstützung Haseloffs gefreut, sagt er. Andere hätten sich gar nicht getraut, offen für ihn zu stimmen.

Und dann, es geht um die K-Frage, kommt so eine typische Söder-Vorlage: Er sei fein damit, nicht Kanzlerkandidat geworden zu sein, habe damit abgeschlossen. "Ich habe gesagt: Ich mache ein Angebot, das muss aber zu 100 Prozent angenommen werden." Sagt's, und schiebt dann hinterher, dass er aber wahrscheinlich doch "knapp" gewonnen hätte, wenn es eine "harte Auseinandersetzung" gegeben hätte. Söder, der Verlierer, der dann irgendwie doch nicht so wirklich der Verlierer ist.

Es ist seine Taktik in diesem Gespräch, eigentlich auch in den letzten Tagen. Er wechselt ständig zwischen ihm selbst, dem Antreiber, und der Mannschaft. Und je wie es gerade passt, stellt er mal seine eigenen Vorzügen nach vorn, um sich im nächsten Moment wieder als Mannschaftsspieler zu geben. Das gipfelt dann in Wohlfühl-Sätzen wie "Ich tausche mich täglich mit Armin Laschet aus, menschlich sind wir ohne Probleme miteinander". Oder: "Wenn man ein großes Land wie NRW führt, kann man auch die Bundesrepublik Deutschland führen."

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