Die schwierige Balance zwischen öffentlicher Gesundheit und Persönlichkeitsrechten
Screenshot: Tunesiches Innenministerium / privat
Ein Beitrag von Sarah Mersch aus dem Online-Magazin Afrikareporter
Ganz ehrlich, ich fand das ziemlich dystopisch. Wir kennen das aus China, Taiwan oder Hongkong, aber ich hätte nie gedacht, dass wir so etwas auch bei uns sehen würden, obwohl diese Technologien natürlich existieren. Nach dieser unmittelbaren Reaktion habe ich mir gedacht: Da sitzt ganz offensichtlich ein Polizist hinter einem Bildschirm, der mit dem Gegenüber der Maschine kommunizieren kann. Außerdem kann sie offenbar Ausweisdokumente lesen. Das wirft Fragen auf: Wie werden diese Dokumente eingelesen? Werden sie irgendwo gespeichert? Werden die Daten ans Gericht weitergeleitet, und werden sie später weiterverarbeitet?
Diese Technologien werden so schnell und unkontrolliert auf den Markt gebracht, dass die Zivilgesellschaft, Experten oder Wissenschaftler gar nicht so schnell antworten oder sich organisieren können, um darauf einen Einfluss zu haben. Natürlich ist es sehr wichtig, dass diese Gesundheitskrise angegangen wird. Die Situation ist sehr dringend und ernst. Dies betrifft ein Land wie Tunesien im Besonderen, das kein besonders starkes öffentliches Gesundheitssystem hat, das in der Lage wäre, mit einer Welle von Fällen umzugehen. Ich verstehe schon den Gedanken hinter dem Einsatz der Technik. Aber die größte Frage ist: Was passiert später mit dieser Technik?
In Momenten wie diesen werden oft Tür und Tor geöffnet: Jetzt ist die beste Möglichkeit, Technologien zu etablieren, die später für ganz andere, düstere Zwecke genutzt werden können. Der Moment ist Gold wert, um sie auf den Markt zu bringen, wenn ein Staat sie einführen möchte. Da habe ich Bedenken.