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Distanzunterricht: Es ist nicht alles schlecht.

Foto: Pixabay / Markus Trier

Der digitale Unterricht bringt viele Herausforderungen. Für Schüler, die mit in einer so ungewohnten Situation lernen müssen, für Lehrkräfte, die ihren Unterricht ganz neu gestalten müssen und für Eltern, die ihre Kinder häufig beim Unterricht begleiten müssen. Aber Home-Schooling birgt auch Chancen.

Noch immer dürfen viele Schülerinnen und Schüler nicht in die Schule und lernen via Distanzunterricht von zu Hause aus. Teilweise hat es lange gedauert, bis das auch einigermaßen funktionierte. Bei Eltern kann schnell die Frage aufkommen: „Verpasst mein Kind wichtige Lerninhalte?" Das muss nicht unbedingt der Fall sein - ob das Lernen von zu Hause aus klappt, hängt von vielen Faktoren ab.

Homeschooling: Probleme an Haupt- und Realschulen

Längst läuft nicht immer alles gut beim Homeschooling: Eltern sitzen überfordert im Homeoffice und müssen zusätzlich ihre Kinder beim Unterricht begleiten. Nicht alle Schülerinnen und Schüler haben einen funktionstüchtigen Laptop zu Hause oder bekommen einen von der Schule gestellt. Janine Weber (Name geändert), Gymnasiallehrerin für Biologie und Sport und Klassenlehrerin einer 5. Klasse, weiß beispielsweise von Kolleginnen, die dem Großteil ihrer Schülerinnen und Schüler deswegen die Arbeitsblätter regelmäßig nach Hause bringen.
Gerade an Haupt- und Realschulen gäbe es oft Motivationsprobleme, besonders die Teenager würden manchmal den ganzen Tag verschlafen. Und auch unter den Lehrkräften gäbe es ab und zu schwarze Schafe, sagt sie. Manche hätten einfach aufgegeben und würden nicht einmal versuchen, Videokonferenzen anzubieten.

Lehrkräfte lernen technisch hinzu

Trotzdem hat die Pandemie den Fortschritt in Sachen digitaler Bildung deutlich beschleunigt. Die Professorin für Didaktik der Informatik Ira Diethelm freut sich beispielsweise darüber, dass der digitalen Bildung endlich mehr Augenmerk geschenkt wird: „Alle konzentrieren sich gerade gleichzeitig auf ein Thema. Das bringt tatsächlich Dynamik in die Sache und man gelangt auch schneller zu Entscheidungen, wie zum Beispiel Tablets für Lehrkräfte und Schülerinnen und Schüler zur Verfügung zu stellen."

Nach fast einem Jahr Ausnahmezustand wäre nun auch genügend Zeit vorhanden, neue Gewohnheiten zu entwickeln und Expertise aufzubauen. „Die meisten Lehrkräfte sind in ihrer technischen Kompetenz weitergekommen und haben positive Erfahrungen damit gemacht. Das ist ganz wichtig, um nachhaltig eine Veränderung zu erreichen, egal in welchem Zusammenhang", meint Diethelm.

Experimente via Handy

Janine Weber hatte schon vor Corona ihr ganzes Arbeitsmaterial digitalisiert. „Ich arbeite schon ewig mit einer Tafelbildsoftware, das kommt mir jetzt zugute", berichtet die Gymnasiallehrerin. Ihr Unterricht ist praxisorientiert, sie arbeitet viel mit Experimenten, die die Kinder zu Hause aus Alltagsmaterialien nachmachen können.

Da sie die Versuche nicht mehr in der Schule durchführen kann, dreht sie nun mit ihrem Handy Videos, die sie in die Präsentation einbaut. Zu Beginn des Distanzunterrichts hatte sie Respekt vor der Aufgabe und konnte sich den dauerhaften Online-Unterricht nicht richtig vorstellen. „Aber jetzt bin ich total begeistert davon. Ich hätte nie gedacht, dass das so gut laufen kann", sagt sie zufrieden. Ungefähr 90 Prozent ihres Unterrichts kann sie wie geplant umsetzen. Das liegt auch daran, dass sie am Gymnasium unterrichtet und die Kinder den nötigen Ehrgeiz mitbringen. Zudem sind die Eltern ihrer Klasse sehr kooperativ und unterstützen beim Distanz-Unterricht.

Schwache Schüler profitieren manchmal vom Homeschooling

Für manche Kinder scheint der Online-Unterricht sogar besser als der reguläre Unterricht zu funktionieren. Janine Weber erzählt von einigen leistungsschwachen Schülern, die plötzlich viel besser abschneiden, weil sie zu Hause nicht so stark abgelenkt werden. „3er-Schüler sind auf einmal im Einserbereich. Das sind die positiven Effekte", berichtet die Lehrerin.
Auch Ira Diethelm sieht Chancen im Distanz-Unterricht: „Schüchterne Schülerinnen und Schüler, die sich sonst nicht gerne melden und keine vermeintlich dumme Frage stellen wollen, können ihre Fragen nun per Mail oder Chat stellen. Das ist für manche leichter."
Alexandra von Plüskow-Kaminski, Bildungskoordinatorin im Landkreis Heidekreis, gibt außerdem zu bedenken, dass es beim Lernen nicht immer nur um den konkreten Lerninhalt geht: „Bei den Kindern ist viel Lernzuwachs an anderer Stelle zu beobachten. Zum Beispiel beim Erstellen von Power-Point-Präsentationen und Podcasts für den Unterricht."

Den ganzen Artikel hier lesen: https://www.focus.de/familie/erziehung/bringt-nicht-nur-probleme-homeschooling-es-ist-nicht-alles-sc...




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