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Geflügelpest: Wie gefährlich ist die Vogelgrippe für den Menschen?

Die Geflügelpest breitet sich weiter aus und auch in Österreich kommt es immer häufiger zu Ausbrüchen bei Wildvögeln und in Betrieben. Eine Gefahr für den Menschen besteht aber vorerst nicht.

Europa erlebte im vergangenen Jahr die bisher heftigste Geflügelpest Welle mit dem Vogelgrippevirus Influenza A(H5N1), seit dem ersten Auftreten der Infektionskrankheit 1996 in China.

Wie die APA berichtete, kam es von Oktober 2021 bis September 2022 zu über 2.500 Ausbrüchen in 37 europäischen Ländern. Mehr als 50 Millionen Vögel mussten daraufhin getötet werden. Die tatsächliche Zahl Tiere liegt aber noch viel höher als jene, die von der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) veröffentlicht wurde. Denn jene Geflügelherden, die präventiv gekeult wurden, um das Infektionsgeschehen einzudämmen, sind in dieser Zahl nicht inkludiert.

Auch vor Österreich macht das "Aviäre Influenzavirus" keinen Halt. Vorrangig werden Wildvögel und Tiere in landwirtschaftlichen Haltungen durch eine sogenannten Highly Pathogenic Avian Influenza (HPAI) Variante infiziert. Highly Pathogenic, also hoch pathogen bedeutet, dass der Krankheitsverlauf für die Tiere meist tödlich endet.

Vorsichtige Entwarnung

Trotz immer häufigeren Ausbrüchen in Geflügelbetrieben und bei Wildvögeln in Europa, sehen die Experten derzeit keine akute Gefahr für eine humane Pandemie durch das Vogelgrippevirus. „In Österreich ist bisher laut AGES noch nie ein Mensch mit Influenza H5N1 infiziert worden. Die Infektionsgefahr ist daher sehr gering", erklärt Robert Krause, Leiter der klinischen Abteilung für Infektiologie am LKH-Graz, gegenüber der Kleinen Zeitung.

Seit 2003 kam es in Europa überhaupt erst zu drei Fällen, in denen sich Menschen mit H5N1 infizierten. Einmal in Großbritannien im Jahr 2021 und zweimal in Spanien im letzten Jahr. Todesopfer forderte das Virus in Europa bisher nur bei Tieren und nicht beim Menschen.

Dennoch müsse die Situation genauestens beobachtet werden, um im Ernstfall rechtzeitig reagieren zu können, sind sich Expertinnen und Experten aus Deutschland, Spanien und Großbritannien einig. Im letzten halben Jahr sei es vermehrt zu Übertragungen von Vögeln auf Säugetiere gekommen. So in einer Nerzfarm im spanischen Galizien, woraufhin über 50.000 Nerze getötet werden mussten, als auch bei wildlebenden Seelöwen in Peru im Jänner dieses Jahres. Zu einer Infektion bei den Mitarbeitern der Farm war es nicht gekommen - sie wurden jedoch unter Quarantäne gestellt.

Größte Gefahr besteht für Ökosysteme

Um zu verhindern, dass das Infektionsgeschehen weiter außer Kontrolle gerät, werden neue Ausbrüche von Fachleuten auf der ganzen Welt genauestens beobachtet und regelmäßig neu beurteilt. „Wir müssen genau hinsehen, bevor wir voreilige Schlüsse ziehen", verdeutlicht Ian Brown von der Animal and Plant Health Agency (APHA) in Bezug auf 585 verendete Seelöwen in Peru. Es handle sich aber um eine neue und beunruhigende Entwicklung.

Laut Brown muss dabei unbedingt miteinbezogen werden, dass die betroffenen Seelöwen ihren Lebensraum mit einer großen Anzahl an Wildvögel teilen. 55.000 Wildvögel im direkten Umfeld der Seelöwen, darunter auch Pelikane, fanden durch das Virus den Tod. „Es sieht sehr danach aus, als hätten die Seelöwen an den toten Vögeln ein Festmahl gehalten und sich direkt an den gefressenen Vögeln infiziert", meint der britische Virologe. Es brauche aber noch wissenschaftliche Ergebnisse, um mit Sicherheit sagen zu können, ob sich das Virus auch zwischen den Seelöwen verbreitete, oder ob es nur von den Vögeln auf die Seelöwen übertragen wurde.

Die größte Gefahr besteht aktuell für tierische Ökosysteme, als für den Menschen: „Das Drama mit diesem Virus ist, dass es Spezies befällt, die vorher nicht infiziert waren und ganze Kolonien auslöscht. Das hat einen enormen Einfluss auf die Biodiversität", verdeutlichte Ursula Höfle vom spanischen National Game and Wildlife Research Institute, bei einer gemeinsamen Pressekonferenz des Science Media Center (SMC) mit Martin Beer (Friedrich-Loeffler-Institut, Deutschland) und Ian Brown (APHA, UK).

Australien und Antarktis bisher verschont

Mittlerweile sind Ausbrüche mit dem H5N1 auf der ganzen Welt zu beobachten. Lediglich Australien und die Antarktis blieben bisher von einer Einschleppung verschont. Das sind vorerst gute Nachrichten für die 17 Pinguin Arten, die auf der Antarktischen Halbinsel leben.

In den kommenden Wochen und Monaten könnte sich die Situation für viele Vogel- und Geflügelbestände auf der Welt, laut Ursula Höfle noch einmal verschärfen. Denn Zugvögel waren in ihren Winterquartieren und könnten auf ihrem Weg zurück zu ihren Brutstätten im Norden, für zusätzliche Ausbrüchen in ganz Europa sorgen.

Situation in Österreich

Seit Jahresbeginn kam es insbesondere in Oberösterreich zu größeren Ausbrüchen. Unter anderem war eine Entenhaltung mit über 3.000 Tieren bei Braunau am Inn betroffen. Während ein Teil der Vögel an den Folgen der Infektion verendete, mussten die restlichen Tiere des betroffenen Betriebes getötet und eine Schutzzone eingerichtet werden.

Ebenfalls im Jänner kam es in Tirol zu einem Ausbruch in einem Tierpark im Tiroler Unterland. Davon betroffen waren sechs Schwäne und ein Pelikan. In Wien und Niederösterreich kam es unterdessen zu den häufigsten Ausbrüchen bei Wildvögeln.

Nach Ausbrüchen im Vorjahr gibt es in der Steiermark aktuell Schutzzonen in zwei Gemeinden im Bezirk Leibniz (Schwarzautal und Sankt Veit in der Südsteiermark), sowie in einer Gemeinde in der Südoststeiermark (Mettersdorf am Saßbach). Überwachungszonen wurden in mehreren Gemeinden im Bezirk Leoben und ebenfalls der Südoststeiermark eingerichtet. Eine genaue Liste der betroffenen Gemeinden führt das Veterinärwesen des Landes Steiermark.

In Kärnten gelten aktuell Klagenfurt und Villach zu Hochrisikogebieten, sowie mehrere Gemeinden in den Bezirken Hermagor, Klagenfurth-Land, St.Veit an der Glan, Spittal an der Drau, Villach Land, Völkermarkt, Wolfsberg und Feldkirchen. Eine genaue Liste der Gemeinden und Informationen zu den getroffenen Maßnahmen durch das Land Kärnten gibt es hier.


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