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Einfache Gesten helfen bei Online-Meetings

Videokonferenzen können ermüdend sein, und oft verschluckt der digitale Raum die nonverbalen Teile der Gespräche. Britische Fachleute möchten dem nun entgegenwirken: Sie haben eine kleine Reihe von Gesten entwickelt, die die nonverbale Kommunikation wieder herstellen soll.

Die Daumen nach oben, um Zustimmung zu vermitteln, oder die Hand aufs Herz, um Mitgefühl auszudrücken: Das sind zwei der Gesten, die der Psychologe Paul Hills vom University College London entwickelt hat, um die Qualität von Online-Seminaren zu verbessern.

Die Coronavirus-Pandemie hat die Umstellung auf digitale Lehrveranstaltungen und Homeoffice notwendig gemacht. Die Müdigkeit, die sich nach langen Online-Meetings einstellt, und das bleibende Gefühl der Einsamkeit trotz digitaler Kontakte sind vielen Menschen bekannt. Mit online-tauglichen Gesten wollen Hills und sein Team den Menschen helfen, diese negativen Folgen zu mindern.

Besseres Wohlbefinden und Lernleistung

Das neu entwickelte System soll besonders jene Probleme lösen, die bei Videokonferenzen zwangsläufig auftauchen. Augenbewegungen des Gegenübers, die in persönlichen Gesprächen etwa Emotionen vermitteln können, sind in Online-Meetings kaum oder gar nicht wahrnehmbar. Das digitale Bild ist einfach zu klein und das Gehirn damit überfordert, die Verzögerungen auszugleichen, die aufgrund der Übertragung entstehen.

Im Zuge eines Seminares beteiligten sich erstsemestrige Psychologiestudentinnen und -studenten des University College an der Untersuchung zu den von Hills entwickelten „Video Meeting Signals". Dabei zeigte sich, dass die Verwendung der Gestik das Wohlbefinden der Studierenden nachhaltig steigerte. Zudem konnten sie laut eigenen Angaben mehr Inhalt aus den Lehrveranstaltungen mitnehmen und entwickelten ein besseres Gruppengefühl. Die Ergebnisse erschienen soeben im Fachmagazin „PLOS ONE".

Warum die Handbewegungen positiv auf das Wohlbefinden wirken, ist bisher nicht ganz klar. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler vermuten, dass sie zusätzlich zur Information auch Emotionen besser übertragen.

Winken auch körperlich von Vorteil

Sie können das demnach auch besser als Emoticons oder Emojis, die in gängigen Videokonferenz-Programme beinhaltet sind - Buttons in Form von Gesichtern und applaudierenden Händen, die digitale Reaktionen ermöglichen und Gefühle vermitteln sollen. Ein weiteres Experiment des britischen Teams zeigte, dass zwar ähnliche Inhalte wie bei den Gesten vermittelt werden, das Wohlbefinden der Teilnehmerinnen und Teilnehmer aber nicht steigt.

Die Fachleute vermuten, dass die Emojis zu sehr von den Gesprächen ablenken. Um sie verwenden zu können, müssen Meeting-Teilnehmerinnen und -Teilnehmer erst das Chatfenster öffnen und nach dem passenden Symbol suchen. Die „Video Meeting Signals" sind im Vergleich schneller und interaktiver einsetzbar.

Zusätzlich werden durch die Bewegungen der Hände die Personen stärker eingebunden. Das habe laut Hills und seinem Team einen weiteren Vorteil, denn körperliche Bewegung sei langanhaltendem, stillen Sitzen vorzuziehen - auch wenn es nur ein kurzes Winken mit der Hand ist.

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