Ksenia ist 39 Jahre alt und hochschwanger. Es ist eine Risikoschwangerschaft, doch das Krankenhaus in Kiew, in dem sie sich für die Geburt angemeldet hatte, wurde zerbombt. Die anderen Krankenhäuser waren mit Kriegsverletzten belegt. Mit ihrer 7-jährigen Tochter hatte Ksenia in einem Keller ausgeharrt, bis sie sich schließlich mit dem Mut der Verzweiflung zur Flucht nach Österreich durchgerungen hat: eine mehrtägige beschwerliche Reise mit stundenlangem Anstehen vor der Grenze liegt hinter ihr. Nun sitzt sie im Behandlungsraum der Klinik Ottakring und bereitet sich auf ihren Kaiserschnitt am nächsten Tag vor. Die Lage jener ukrainischen Frauen, die hochschwanger oder krank - etwa mitten während einer Chemotherapie - aus ihrer Heimat fliehen müssen, ist dramatisch, erklärt die selbst aus der Ukraine stammende Fachärztin Olga Tayel. Sie arbeitet an der Wiener Klinik Ottakring in der Station für Gynäkologie und Geburtshilfe, in der seit zwei Jahren Hochbetrieb herrscht, denn hier wurden und werden auch schwerpunktmäßig jene Schwangeren und Gebärenden betreut, die sich mit Corona infiziert haben. Man ist also einigermaßen krisenerprobt, bestätigt Abteilungsvorständin Barbara Maier.
Sandra Schmidhofer
freie Journalistin, Wien
Radio-Beitrag