1 Abo und 1 Abonnent
Artikel

Hochpolitisch im Hirtenmuseum: Kevin Kühnert in Hersbruck

Kevin Kühnert ist eigentlich auf dem Weg in den Urlaub nach Österreich. Da trifft es sich gut, dass Hersbruck auf der Strecke liegt. Mit eineinhalb Stunden Verspätung empfängt der SPD-Ortsverband den "Stargast" mit tosendem Applaus im Garten des Deutschen Hirtenmuseums. In mitten von schattenspendenden Birnbäumen, drolligen Schaf- und Hirtenfiguren und rund hundert Gästen geht Kühnert dann auch schnell in die Vollen: "Ich verweise für alle Schuldzuweisungen auf Staus, Bauarbeiten und die fehlende E-Ladesäulen-Infrastruktur. Beschwerden dafür an die Verkehrsminister der CSU aus den letzten 20 Jahren."


Der Elefant im Raum: Die Energiepreise

Damit hat der ehemalige Juso-Chef und jetzige Generalsekretär der SPD bereits seine ersten Schäfchen ins Trockene gebracht: Mobilität, Energie und Wohnraum sind auch bei einer Jubiläumsfeier Kevin Kühnerts Themen. Nach einem kurzen Blick auf die Vergangenheit, auf Gerechtigkeit, Mindestlöhne und Daseinsvorsorge, auf die bereits die Vorredner an diesem Tag verwiesen und auf die man stolz sein könne, spricht Kühnert dann jedoch den Elefanten im Raum - oder wie der Generalsekretär selbst korrigiert - im Garten an: Die Energiepreise. Und gibt dazu gleich ein politisches Versprechen ab:

Wir werden nicht zulassen, dass jemand wegen finanzieller Überforderung am Ende des Winters im Kalten sitzt oder vor die Haustür gesetzt wird.

Kühnert attestiert Scholz „gutes politisches Handwerk"

Ein Thema, das Kevin Kühnert außerdem nutzt, um Lob an SPD-Kanzler Scholz zu äußern: "Olaf", wie Kühnert ihn immer wieder nennt, habe seinen Urlaub am vergangenen Freitag unterbrochen, um die Entwicklungen der Energiepolitik zu vorzustellen. "Gutes politisches Handwerk" nennt Kühnert die Gespräche zwischen Scholz und Justin Trudeau auf dem G7-Gipfel über die Gasturbinen des Nord Stream 1 sowie die Staatsbeteiligung am Energiekonzern Uniper. "Manches hat er gar nicht ausgesprochen, sondern er hat es einfach gemacht", lobt Kühnert Kanzler Scholz, "während andere sich das Maul zerrissen haben", verweist er auf die Opposition.


Die „CSU-Spielart" des Freistaats

So lammfromm sich Kühnert seinen Parteikollegen gegenüber gibt, so ungezähmt greift er die CSU an. Es geht um Windkraft und Stromtrassen als Kevin Kühnert sagt: "Drei Finger zeigen auf Herrn Söder und seine CSU. Sie haben es selber verbockt, sie müssen jetzt die Suppe mit auslöffeln und wir müssen es leider irgendwie alle." Die "CSU-Spielart" im Freistaat, wie Kühnert es nennt, ist ihm auch beim Thema Wohnungsbau ein Dorn im Auge. "Die überzeugendste schwarze Null, die Bayern je hervorgebracht hat: Null gebaute Wohnungen bei der Bayernheim."


Der Besuch des Ortsverbands als starkes Bekenntnis

An diesem Nachmittag, an dem SPD-Genossinnen und Genossen, aber auch Nicht-Parteimitglieder bei Kaffee und Kuchen auf Kevin Kühnert hinfieberten, ist die Stimmung optimistisch. Ob das am bevorstehenden Urlaub liegt? Der Hersbrucker Ortsvorsitzende Achim Stötzner antwortet auf die Frage nach einem Anliegen an Kühnert: "Wir wollen ihm einfach ein gutes Gefühl mitgeben", schließlich sei es ein starkes Bekenntnis nach Hersbruck zu kommen.

Dem Ruf des Ortsverband Hersbruck, der rund 80 Mitglieder verzeichnet, sind noch weitere Gäste aus der Politik gefolgt: neben dem SPD-Bundestagsabgeordneten Jan Plobner war auch BayernSPD Generalsekretär Arif Taşdelen zu Gast.


Portofrei zur Mitgliedschaft: Kühnert wirbt für Beitritt

Bei so viel Sozialdemokratie an einem Nachmittag lässt sich Kevin Kühnert dann auch nicht die Chance entgehen, für eines seiner konkreten Ziele zu werben: Als Generalsekretär habe er sich vorgenommen, 30.000 neue Mitglieder bis zum Ende seiner ersten Amtszeit im Dezember 2023 zu erreichen. Die Anmeldungsbogen dafür hat er dabei - auf Wunsch nehme er sie portofrei wieder mit nach Berlin. Kein Wunder also, dass im Laufe des Nachmittags noch einige Male "schön, dass DU mit dabei bist" zu hören ist.

Zum Original