Andreas Freund ist seit acht Jahren Heilerziehungspfleger am Auhof in Hilpoltstein im Landkreis Roth - einer Einrichtung mit Wohngruppen, einer Förderstätte, einer eigenen Werkstatt, einem Erlebnisbauernhof und sogar einer Kneipe. Seit März haben Pflegende und Bewohner mit den immer neuen Regeln zu kämpfen: "In unserer Arbeit ist es einfach sehr wichtig, dass die Bewohner ein klares Gegenüber haben. Das können wir im Moment gar nicht bieten", sagt der 25-jährige Pfleger.
Mit dem Lockdown brach der zweite Lebensbereich wegAndreas Freund betreut im Schichtdienst eine Wohngruppe. Aus 18 Mitarbeitern besteht das Team, das sich um die fünf Bewohner kümmert. Die Pfleger begleiten durch den Tag und die Nacht, kochen für und mit den Bewohnern, stellen Medikamente - "ein bisschen Mädchen für alles". Mit dem Lockdown im März brach für viele Bewohner der zweite Lebensbereich weg: Einige dürfen noch immer nicht wieder in den Werkstätten arbeiten oder die Förderstätten besuchen, da die Gruppen nun streng getrennt werden müssen.
"Wir sind es gewohnt, dass wir, wenn wir zuhause in Quarantäne sind, mit unseren Liebsten zusammen sind. So eine Wohngruppe kann eben auch aus Leuten bestehen, die sich überhaupt nicht ausstehen können." Andreas Freund Keine Mimik, keine Umarmung, keine BesucheAber auch im Umgang miteinander leiden die Pflegenden und Bewohner unter den Bedingungen: Mit Maske können die Bewohner die Mimik hinter einer Nachricht nicht erkennen, wegen der Abstandsregeln fehlt die körperliche Nähe: "Das ist eigentlich auch das Schöne, dass man sich mal umarmt oder jemandem die Hand schüttelt", sagt Andreas Freund. Er arbeitet mit Menschen mit kognitiven Einschränkungen. "Bei Klienten auf meiner Gruppe ist die Schuldfrage bei vielen Sachen ein großes Thema. Die suchen dann die Schuld bei sich. Oder bei den Eltern, wenn sie nicht besucht werden. Vielleicht können sie auch gar nicht greifen, was eine Regierung ist", erklärt Freund.
Mit Abstand durch die AdventszeitDie steigenden Infektionszahlen in der Adventszeit stellten die Mitarbeiter vor besondere Schwierigkeiten. Zum einen fielen Weihnachtsmärkte, Feste oder Andachten am Auhof aus. Zum anderen war lange nicht klar, wie Besuche in Zukunft geregelt werden oder ob die Bewohner nach Hause zu ihren Familien können. "Alles, was wir nach den Regelungen dürfen, versuchen wir auch umzusetzen", sagt Andreas Freund. Nur sei eben oft nicht klar, wie es weitergeht: "Mich persönlich frustriert es schon sehr, weil wir eigentlich bei allen Klienten von uns sehr lange an Konzepten arbeiten, wie wir die Lebenssituation verbessern können." Durch die wechselhaften Bedingungen ist oft an die Konzepte nicht mehr zu denken.
Die Kollegen rücken zusammenAndreas Freund war selbst schon einmal für 14 Tage in Quarantäne - jedoch mit negativem Test, so wie auch der Rest seiner Gruppe. In einer anderen Gruppe brach das Virus aus. Mehrere Mitarbeiter und einige Bewohner wurden positiv getestet. Sogar der Bereichsleiter sprang für den Nachtdienst ein: "Wir halten da zusammen und man merkt auch, dass die Bereitschaft einzuspringen sehr hoch ist", sagt Andreas Freund. Er hofft, dass nach den Feiertagen die Zahlen nicht noch weiter ansteigen und wünscht sich vor allem eins: mehr Klarheit. "Sodass wir den Bewohnern einfach kommunizieren können, was uns erwartet", sagt er.