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Corona-Impfung: Das wird jetzt kurz wehtun

Über 30.000 neue Impftermine, Chaos bei der Terminvergabe und Zweifel an Versprechen des Bundes - alle wichtigen Fragen und Antworten zum Impfen in Hamburg.

Alle Fragen im Überblick:

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Wie kann ich einen Impftermin vereinbaren?

Selbst für die Hamburgerinnen und Hamburger, die aktuell zur Impfung aufgerufen sind - Menschen im Alter von über 80 Jahren, Bewohnerinnen und Bewohner sowie Beschäftigte in Pflegeheimen und Beschäftigte bei ambulanten Pflegediensten - war das bislang nicht so einfach. Mobile Impfteams fahren zwar täglich in die Alten- und Pflegeheime der Stadt. Doch in der offiziellen Hotline für die Terminvergabe war in den vergangenen Wochen oft kein Durchkommen und auf der Website hamburg.de/corona-impfung hieß es meist nur: "Leider sind derzeit keine neuen Termine verfügbar".

Das allzu lange Warten auf den Termin soll nun ein Ende haben: Ab dem 1. Februar schaltet die Stadt nach und nach 33.500 weitere Termine für erste Schutzimpfungen im Februar und März frei. Einen Termin im Impfzentrum in den Messehallen können Impfberechtigte telefonisch unter der Nummer 116 117 oder online unter impfterminservice.de vereinbaren. Die Sozialbehörde rät dazu, vom Festnetz anzurufen: Dan lande man direkt in einem Hamburger Callcenter, andere Rufnummern würden mit einem bundesweit operierenden Callcenter verbunden.

Warum wurden nicht schon mehr Termine vergeben?

Das bislang gemächliche Tempo hatte vor allem zwei Gründe: Der Impfstoffhersteller BioNTech/Pfizer liefert weniger Vakzinen als zugesagt - angeblich, weil in Belgien ein Pfizer-Werk umgebaut wird. Außerdem bucht jede Hamburgerin und jeder Hamburger mit der ersten Impfung auch gleich den Termin für die zweite. Die Gesundheitsbehörde will so verhindern, dass der Impfschutz unvollständig bleibt. Wer einmal geimpft wurde, für den liegt die zweite Impfdosis im Lager bereit und wartet dort drei Wochen, bis sie gespritzt werden kann. Weil zuletzt nur wenig Impfstoff nachkam, schmolzen die Lagerbestände. Damit die geplanten Zweittermine stattfinden konnten, wurden zunächst keine weiteren Ersttermine mehr vergeben. "Wir wollen vermeiden, gebuchte Termine abzusagen", erklärte Martin Helfrich, Sprecher der Gesundheitsbehörde.

Im Februar rechnet die Stadt zwar mit wesentlich mehr Stoff: Hamburg erwartet in den kommenden Wochen fast 100.000 Impfstoffdosen. Im Januar waren nur rund 44.00 Dosen angekommen. Die Gesundheitsbehörde betont jedoch, stets nur so viele Termine vergeben zu wollen, wie Impfstoff vorhanden sei. Insofern gilt: Alles hängt davon ab, wie zuverlässig die Lieferungen in Hamburg eintreffen.

Geht es mit den neuen Terminen jetzt schneller voran?

Die Freigabe weiterer Termine löste am Morgen des 1. Februar erneut einen Ansturm aus. Leser und Leserinnen der ZEIT berichteten wieder von langen Warteschleifen in der Hotline. Einigen Anrufern wurde am Telefon mitgeteilt, dass alle Termine bereits vergeben seien. Eine Falschinformation, wie die Kassenärztliche Vereinigung später einräumen sollte. Offenbar war die Information, dass nicht alle Termine auf einmal freigeschaltet werden, nicht bei sämtlichen Callcenter-Mitarbeitern angekommen."Die Leute sind zu Recht genervt", sagte Sozialsenatorin Melanie Leonhard (SPD) dem "Hamburg Journal" des NDR. Auch bei den Online-Buchungen gab es Probleme. Das offenbar überlastete Buchungssystem soll nun überarbeitet werden - wann, ist offen.

Etwa die Hälfte der 33.500 neuen Termine konnte am Montag nach Angaben der Gesundheitsbehörde vergeben werden. Die restlichen Termine würden am Dienstag vergeben, sagte ein Behördensprecher.

Ist die Impfhotline überlastet?

Die Erreichbarkeit der Impfhotline lag Ende Januar bei immerhin 80 Prozent. Ruft man die 116 117 an, navigiert man sich zuerst durch einige Bandansagen. Wer mit einem Mobiltelefon anruft, muss seine Postleitzahl eingeben. Anrufe von einem Hamburger Festnetz-Anschluss werden automatisch weitergeleitet. Die Terminbuchungen für Hamburg übernimmt ein Callcenter in Dresden, die Mitarbeiter dort tragen die Termine in eine Software ein, die auch von der Hamburger Behörde genutzt wird. Bisher wurden dort 150.000 Anrufe von Hamburger Impfberechtigten angenommen. Die Stoßzeit sei zwischen acht und zehn Uhr morgens, sagt eine Sprecherin des Callcenters. Wer nach zehn Uhr anrufe, habe bessere Chancen, nicht so lange in der Warteschleife zu stecken.

Wie viele Menschen wurden in Hamburg insgesamt geimpft?

Dem Robert-Koch-Institut (RKI) zufolge sind bis zum 29. Januar exakt 53.742 Impfdosen verabreicht worden. Fast 45.000 davon waren Erstimpfungen, gut 9.000 Menschen wurden bereits zum zweiten Mal gegen Corona geimpft. Hamburg liegt mit einer Impfquote von 2,4 Prozent leicht über dem Bundesdurchschnitt von 2,2 Prozent.

Wie läuft die Impfung selbst ab?

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Giesela Kielgas gehört zu den ersten Geimpften der Stadt. Sie zieht sich die FFP2-Maske vom Gesicht, als sie das Messegelände verlässt. Die 81-Jährige hatte Glück. Jemand hatte seinen Termin abgesagt, sie bekam den freien Platz. Ihre Tochter buchte den Termin für sie von Mallorca aus. Die Abfertigung im Impfzentrum sei schnell und problemlos verlaufen, erzählt sie. Nach einer halben Stunde verließ sie das Gebäude wieder. Das Innenleben des Impfzentrums beschreibt sie so: freundliche Menschen, gute Organisation - und Leere. Diesen Zustand bestätigt auch Maren Richter, die aus dem Impfzentrum kommt. "Die Tetanus-Impfung tat weitaus mehr weh", sagt die Frau. Sie ist erst 57 Jahre alt und wurde geimpft, weil sie bei einem ambulanten Pflegedienst arbeitet. Bei Richter klappte die Terminbuchung problemlos. Am 4. Januar ging sie kurz nach Mitternacht auf die Internetseite und konnte sich ihren Wunschtermin aussuchen.

Was kann die Stadt Hamburg tun, um das Tempo zu erhöhen?

Sehr wenig. Die Beschaffung der Impfstoffe wird auf europäischer Ebene koordiniert, der Bedarf übersteigt die vorhandene Menge massiv. Bleibt der Impfstoff so knapp wie bisher, dauert es mindestens bis September, um allein die 190.000 Hamburgerinnen und Hamburger in der ersten Priorisierungsgruppe zu impfen. Die Bundesregierung hält an ihrem Versprechen, jedem und jeder in Deutschland bis zum 21. September ein Impfangebot zu machen, fest. Dieses Versprechen beruhe "auf sehr unsicheren Annahmen, wenn ich das einmal so zurückhaltend sagen darf", sagte Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) kurz nach dem Impfgipfel, bei dem Bund, Länder und Pharmakonzerne am Montag die Lieferprobleme aufarbeiten wollten.

Wird es einen nationalen Impfplan geben?

Ja - wobei noch nicht klar ist, wie der aussehen soll. Bis zur nächsten Videokonferenz von Bund und Ländern am 10. Februar sollen Bundesgesundheitsministerium und Länder einen Plan entwickeln, damit Impfangebote an Bürgerinnen und Bürger verlässlich herausgegeben werden können.

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