Sie gelten als Inbegriff japanischer Kultur, zugleich sind sie ein Mythos. Doch wie wird man überhaupt eine Geisha? Wir haben eine junge Frau getroffen, die ihren Traum wahr werden lässt und uns erzählt hat, wie ihr Alltag aussieht.
Mit 16 wusste Masane schon ganz genau, wohin ihre Reise gehen sollte. Da hatte sie gerade erst die Junior High School abgeschlossen: „Ich wollte einfach nach Kyoto und eine Maiko werden." Als Maiko bezeichnet man diejenigen, die sich in der Geisha-Ausbildung befinden. Wer sich für diesen Weg entscheidet, gibt viele Freiheiten auf. Ganze fünf bis sechs Jahre verpflichtet man sich, eine Person der Künste zu werden - das bedeutet der Begriff Geisha wortwörtlich.
Dementsprechend entscheiden sich eher wenige heutzutage noch dafür, eine Geisha zu werden. Laut dem Magazin „ Tokyo Weekender" leben aktuell nur 300 Geishas und Maikos in Kyoto. Vor dem Ende des Zweiten Weltkrieges waren es noch 80.000. Die alte Kaiserstadt gilt als Hochburg der Geisha-Kultur noch vor Tokio.
In diesem Jahr gebe es gerade mal 16 neue Maikos, wie Hirami Fujiwara, erklärt. Die Japanerin bietet zusammen mit dem Online-Marktplatz für Reiseerlebnisse GetYourGuide exklusive Touren durch das Geisha-Viertel von Kyoto an. Der Beruf scheint im modernen Japan also weniger Prestige-trächtig zu sein als früher.
Auch die meisten aus Masanes Familie konnten nicht wirklich verstehen, warum sie eine Maiko werden wollte. All ihre Geschwister könnten sich das niemals vorstellen. „Nur meine Mama meinte zu mir, dass jetzt der beste Zeitpunkt ist. Ich werde diese Chance nur einmal in meinem Leben bekommen", so Masane. Tatsächlich nehmen die meisten Geisha-Häuser (auf Japanisch Okiya genannt), die für die Ausbildungskosten der Geishas und ihre Unterkunft sorgen, nur selten Mädchen auf, die älter als 20 sind. Das liegt zum einen an der langen Ausbildungszeit, zum anderen aber auch an den strengen Regeln und Ritualen, die man durchlaufen muss, um eine Geisha zu werden.
„Ich kann mir nichts Schöneres vorstellen", sagt die nun 17-jährige Masane mit strahlenden Augen, als man sie fragt, wieso sie diesen Weg gehen möchte. Einen tieferen Grund kann sie aber nicht wirklich nennen, abgesehen von einer tiefen Bewunderung und Faszination für die Perfektion, mit der die Geishas ihre Arbeit ausführen. An der populären Netflix-Serie „The Makanai: Cooking for the Maiko House", die in Kyoto spielt und deren Plakate in manchen Schaufenstern der Stadt hängen, kann es zumindest nicht liegen. Auf die Serie angesprochen, schüttelt Masane den Kopf. „Noch nie davon gehört", kichert sie.
Wenn Masane über ihren zukünftigen Beruf redet, wirkt sie reifer als andere Frauen in ihrem Alter. Gleichzeitig spricht sie in einer zuckersüßen und leicht aufgeregten Stimme. Es ist für sie nicht alltäglich, mit anderen über ihren Traumjob zu reden.
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Die gesamte Reportage findet ihr auf WELT.de (Originallink).