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ÖVP-Politiker bei AKP-Parteikongress

Der ÖVP-Politiker Hasan Vural war zusammen mit einem Verein der "Türkeibewunderer" beim Parteikongress der regierenden AKP in Ankara

"Nach der Wahl ist vor der Wahl", hatte das Wahl-Team um Hasan Vural trotzig auf der Facebook-Fanpage verlauten lassen, nach dem das Vorzugsstimmenergebnis mit knapp 1500 Stimmen mager ausgefallen war. Die Vorreihung war damit außer Reichweite. Seitdem war Vural allerdings nicht untätig geblieben. Das Wahlbüro am Brunnenmarkt wurde zwar unmittelbar nach der Wahl wieder geschlossen, aber seine Besuche bei türkeistämmigen Wirtschaftstreibenden hielten an. Beim AKP-Parteikongress Anfang Oktober waren er und viele seiner Wahlkampfhelfer als Verein der "Türkeibewunderer" in den Zuschauerrängen zugegen, als Ministerpräsident Erdogan das Wort ergriff. Jäh wurde er von den Besuchern aus Österreich unterbrochen, als diese lautstark "Wien ist stolz auf dich!" skandierten.

Vural und die Seinen trafen später auf einen Bekannten, der ihnen im Zuge der Pro-Erdogan-Demo in Wien tatkräftig unter die Arme gegriffen hatte: Metin Külünk. Der ehrgeizige Külünk ist Abgeordneter aus Istanbul und hatte in Wien während der Demo im Schatten der Gezipark-Proteste eine Redeam Europaplatz gehalten. Nun führte Külünk seine Bekannten aus Wien in der AKP-Chefetage herum. Sie trafen den Vize-Premier Bekir Bozdag, der ebenso wie Hasan Vural aus Yozgat/Akdagmadeni stammt. Des Weiteren auch den in Wien studierten Politologen und Vize-Chef des türkischen Diaspora-Ministeriums Gürsel Dönmez. Im Gepäck sollen die Besucher aus Wien einen Bericht über die Wahlen in Österreich gehabt haben, wenn man den anhaltenden Streitigkeiten zwischen Vural-Anhängern und Gönültas-Anhängern ( SPÖ-NR-Kandidat, Anm.) Glauben schenken darf.

Entspannte Reaktionen bei der ÖVP

Der Wiener Landesparteiobmann der VP, Manfred Juraczka, sieht die Reise seines Parteikollegen entspannt: "Ich halte es zulässig, dass Bürger mit Migrationshintergrund Kontakt zu politischen Parteien in ihren Herkunftsländern pflegen. Darüber hinaus hat die AKP Beobachterstatus bei der Europäischen Volkspartei."

Ob die ÖVP eine konkrete Zusammenarbeit mit der türkischen AKP anstrebe, wird nicht klar beantwortet. Als der Staatssekretär für Integration, Sebastian Kurz, Ende 2012 einen Abstecher in die Türkei unternommen und sich mit dem türkischen Diaspora Ministerium getroffen hatte, sei dies "Teil eines Reiseprogramms in alle Herkunftsländer großer Zuwanderergruppen in Österreich gewesen, wie Serbien, Kroatien, Bosnien oder eben die Türkei"", so das Büro des Staatssekretärs. Keinen parteipolitischen Hintergrund hätte es gehabt und auch keine Verbindung mit einem türkeistämmigen Parteikollegen, dessen Reise nach Ankara vom Staatssekretariat als "Privatveranstaltung" angesehen wird. (Rusen Timur Aksak, 23.10.2013, daStandard.at)

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