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Plagiatsvorwürfe gegen Khorchide entkräftet

Islamwissenschaftler Amberg hält Plagiatsvorwurf gegen umstrittenen Islam-Theologen Khorchide für überzogen. Währenddessen wird eine private Islam-Hochschule in Frankfurt als Alternative zu staatlichen Instituten etabliert

Der in die Kritik geratene österreichische Islam-Theologe Mouhanad Khorchide bekommt Unterstützung: Der Freiburger Islamwissenschaftler Abdel-Hakim Ourghi hatte dem an der Universität Münster unterrichtenden Khorchide unterstellt, er habe weitgehend von den Werken des syrischen Intellektuellen Muhammad Shahrur plagiiert.

Dieser Vorwurf eines Fachkollegen Khorchides hatte für Aufregung gesorgt, da im Vorfeld der Plagiatsdiskussion die großen Islamverbände Deutschlands dem Leiter des Münsteraner Zentrums für Islamische Theologie (ZIT) öffentlich das Vertrauen entzogen hatten. Grund dafür sind zwei populärwissenschaftliche Bücher Khorchides, die mit der gängigen Lesart der etablierten Lehrmeinungen hart ins Gericht gingen.

Nun hat sich ein weiterer Islamwissenschaftler zu Wort gemeldet, der den Plagiatsvorwurf gegen Khorchide zurückweist. Thomas Amberg ist Islamwissenschaftler an der Universität Heidelberg und hat über das Werk Muhammad Shahrurs promoviert. Daher sieht er sich „fachlich qualifiziert zu einer Apologie Khorchides".

Inhaltliche Gemeinsamkeiten ja, Plagiat nein

Amberg sieht die inhaltlichen Überschneidungen der Werke Shahrurs und Khorchides lediglich darin begründet, dass „sich gewisse inhaltliche Gemeinsamkeiten in den Ansätzen zeitgenössischer Reformtheologen ergeben" würden. „Böswillig" seien daher die Behauptungen Ourghis und „vehement" abzulehnen. Hermeneutisch gehe Khorchide ganz anders vor, habe viele persönliche Bezüge in den Büchern festgehalten, und den Werken Khorchides bzw. seinem von Ourghi bemängelten Hauptwerk „Islam ist Barmherzigkeit" fehlten ja elementare Konzepte Shahrurs, die wiederum für Shahrur entscheidend seien.

Das gemeinsame Anliegen beider Autoren, gerade in Abgrenzung zum „fundamentalistisch sunnitischen Diskurs", zur Stärkung der Aspekte Menschenrechte, Gleichheit der Geschlechter und Religionsfreiheit in der islamischen Theologie, führe dazu, dass gewisse Gemeinsamkeiten selbstverständlich seien, aber eben nicht als „literarische Abhängigkeit" oder gar Plagiat gewertet werden könnten.

Islamverbände ärgern sich über Rolle des deutschen Staates

Im Schatten der Diskussion um die Person Khorchide sehen die deutschen Islamverbände, die sich zu einem großen Dachverband namens Koordinationsrat der Muslime (KRM) zusammengeschlossen haben, die Rolle des deutschen Staates innerhalb der jungen, islamischen Theologie an deutschen Hochschulen kritisch. Ihrer Meinung nach dürfe der deutsche Staat sich nicht in Personalfragen oder ähnliche Belange einmischen. Von der Öffentlichkeit unbemerkt hat sich in Frankfurt nun eine private Islam-Hochschule etabliert, die in Konkurrenz zu den staatlich geförderten Theologie-Instituten steht.

Das Institut in Frankfurt sei mit einem bestehenden Institut im französischen Château-Chinon in einem Verbund, so der Begründer des Frankfurter Instituts Abdullatif Hussein im Interview auf IslamiQ. Bemerkenswert daran ist, dass etwa die Islamische Gemeinschaft Milli Görüs (IGMG) in Deutschland das französische Institut als Ausbildungsstätte für Imame nutzt. Die IGMG wiederum ist über den Islamrat im Koordinationsrat vertreten, der eben kurz vor Weihnachten die Ablöse des Münsteraner Theologen Khorchide gefordert hatte. Die Islamwissenschaftlerin und Vorsitzende des liberal-islamischen Bundes Lamya Kaddor befürchtet daher, dass das Frankfurter Institut nicht das „Einzige" bleiben werde, da sich die Verbände eben an der Rolle des deutschen Staates in den geförderten Zentren stoßen würden. (Rusen Timur Aksak, daStandard.at., 27.1.2014)

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