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FPÖ sieht "islamistischen" Anschlag auf Weihnachten

Der Nikolo verteilt in einer Kufsteiner Spar-Filiale Geschenke, es kommt zum Gedränge. Die FPÖ sieht darin einen "islamistischen" Anschlagsversuch auf Weihnachten

Wie ein Lauffeuer hatte sich die Kunde über "islamistische" Störenfriede im Zuge einer Nikolo-Geschenkaktion in einer Kufsteiner Spar-Filiale verbreitet. Dem Nikolo sollen von besagten "islamistischen Mitbürgern" sogar Prügel angedroht worden sein. Über Facebook hatte sich diese Meldung in kurzer Zeit sehr schnell verbreitet - hasserfüllte User-Kommentare inbegriffen. Selbst einige namhafte FPÖ-Politiker teilten die Meldung via Facebook.

Ein Blog namens "Heimat ohne Hass" hatte sich daraufhin die Mühe gemacht und beim Filialleiter selbst nachgefragt. Später bekam der Blog auch eine schriftliche Antwort von der PR-Abteilung des Unternehmens. Demzufolge kam es aufgrund der Ungeduld einiger zu gröberem Gedränge, woraufhin der Nikolo ins Büro der Filiale gebracht wurde und die Kinder dann einzeln ihr Geschenkssackerl abholen konnten. "Von einem islamistischen Hintergrund der Störung wissen wir nichts", schreibt Lukas Sövegjarto von der PR-Abteilung des SPAR Konzerns.

FPÖ hält an Falschmeldung fest

Dennoch hielten einige FPÖ-Funktionäre an der falschen Darstellung fest. Die Kufsteiner FPÖ-Abgeordnete Carmen Gartelgruber schickte noch am 10. Dezember eine Presseaussendung raus, in der sie von "gewalttätigen Übergriffen auf den Nikolaus" sprach und behauptete, SPAR würde fortan die Nikolo-Aktionen einstellen. Beides entspricht nicht der Wahrheit. Auch der Wiener FPÖ-Gemeinderat und Klubobmann Johann Gudenus hatte die Falschmeldung via Facebook geteilt, dann besagte Meldung gelöscht, nur um sie später trotz Klärung der Sachlage wieder zu posten und zum Teilen aufzurufen. Das brachte dem blauen Klubobmann zwischenzeitlich eine Anzeige durch "Heimat ohne Hass" wie auch durch den Linzer Datenforensiker Uwe Sailer ein.

Blaue Hochburg am Inn

Kufstein steht derweil nicht zum ersten Mal im Mittelpunkt politisch motivierter Auseinandersetzungen. "Kufstein ist und bleibt eine blaue Hochburg", schrieb die lokale FPÖ-Kufstein Facebook-Gruppe kurz nach den Nationalratswahlen, die die FPÖ/GKL im Bezirk mit knapp 25 Prozent zur Wahlsiegerin gemacht hatte. Nun steht Kufstein mit dem "Nikolo-Zwischenfall" wiederum im Mittelpunkt einer politischen Auseinandersetzung.

Der einzige grüne Gemeinderat in Kufstein, Andreas Falschlunger will in der letzten, diesjährigen Gemeinderatssitzung am Mittwoch einen Antrag durchbringen, damit die Stadtverwaltung etwas gegen die seit langem gärende aufgeheizte Stimmung unternimmt. Der Antrag wurde zuvor in der Stadtratssitzung einstimmig abgelehnt, obwohl er konkret eine stärkere Aufarbeitung der nationalsozialistischen Zeit mit Schwerpunkt Kufstein zum Ziel hat. "Keine Chance", so Falschlunger, "auch meine vorherigen Anträge für Mediation im sozialen Wohnbereich oder für die Installierung eines Integrationsreferenten wurden abgeschmettert." Falschlunger sieht die Stadt in der Pflicht gegen diese "Atmosphäre des Hasses" anzugehen, wie sie sich im "Nikolo-Zwischenfall" wieder einmal gezeigt habe. (Rusen Timur Aksak, 16.12.2013, daStandard.at)

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