„Du musst die Zitzen fest in die Hand nehmen und dann wie einen Schwamm von oben nach unten ausdrücken", sagt Barbara Matthias und demonstriert an ihrem Zeigefinger, wie es geht. In den Augen von Ziege Ruth, um deren Zitzen es sich hier handelt, blitzt trotz dieser anschaulichen Instruktion Skepsis auf. So als ahnte sie, dass der gastierende Grünschnabel aus der Großstadt vom Melken keine Ahnung hat und Ziegenmilch bislang nur in Form handlicher Tetrapak-Portionen aus dem Supermarkt kennt.
Am Ehrgeiz, das zu ändern, mangelt es ihm jedoch nicht. Schließlich ist er wegen solcher und ähnlicher Lektionen gekommen, hierher nach Bloischdorf, diesem verschlafenen 200-Seelen-Nest in der Niederlausitz, wo Barbara Matthias und ihr Mann Frank auf einem Selbstversorgerhof leben.
„Gewünschte Mithilfe: sechs Stunden pro Tag, fünf Tage die Woche", so lautete ihre Anzeige im Internet, im Gegenzug für freie Kost und Logis. WWOOFing nennt sich diese Art von Tauschgeschäft. Hinter dem seltsamen Kürzel, das für „World Wide Opportunities on Organic Farms“ (etwa: Gelegenheiten auf Biohöfen in der ganzen Welt) steht, steckt eine Idee, die ihre Ursprünge nicht in der Lausitz, sondern im London der siebziger Jahre hat [...]
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