Roland Peters

Journalist, Korrespondent und Reporter

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Erst flogen Raketen, dann gab es Cocktails

Als US-Präsident Trump die Militärschläge gegen Syrien verkündet, lauscht sein Vize Pence auf dem OAS-Gipfel einer Rede über Frieden. Dann droht der US-Vizepräsident Russland und Iran.

Von Roland Peters, Lima

"Assad und seine Schutzherren täten gut daran, nicht unsere Entschlossenheit oder die unseres Militärs zu testen." So hat US-Vizepräsident Mike Pence auf dem Gipfel amerikanischer Staaten nach dem Militärschlag von USA, Frankreich und Großbritannien in Richtung Syrien und seiner Schutzmächte gedroht. Explizit nannte Pence Teheran und Moskau als Financiers. Russland verbreite zudem Falschinformationen. "Russlands Lügen werden im Angesicht der Wahrheit zerbröseln", sagte Pence.

Tags zuvor, bei der offiziellen Eröffnung des OAS-Gipfels in Peru, war Pence plötzlich aus dem Saal des Nationaltheaters verschwunden. Wo war der US-Vizepräsident? Zunächst hatte auch er zugehört, als Luis Almagro, Präsident der Organisation Amerikanischer Staaten (OAS), seine fast schon philosophische Rede bei der Gipfeleröffnung am Freitag darbot. Als dieser sprach und mit einer Forderung nach Demokratie, Frieden und Freiheit schloss, schlugen in Syrien Marschflugkörper und Luft-Boden-Raketen ein.

Der Angriff der Allianz auf die syrischen Anlagen war die Reaktion von US-Präsident Donald Trump auf den mutmaßlichen Giftgasangriff des syrischen Regimes Baschar al-Assads, weshalb er seine Teilnahme am OAS-Gipfel abgesagt und Pence geschickt hatte. Der fand sich nun in einer skurrilen, wenn nicht zynischen Situation wieder.

Als Almagro seine Rede vom Frieden hielt, und der zuhause gebliebene Trump seine eigene wegen des Raketenangriffs im US-Fernsehen, war Pence wohl auf dem Weg ins oder bereits im Hotel. Auf der Bühne in Lima folgte ein Tanz- und Musikprogramm mit peruanischen Panflötenspielern. Kriegsschiffe und Luftwaffe beschossen zugleich ein mutmaßliches Chemiewaffenlager und eine Kommandoeinrichtung in der syrischen Stadt Homs sowie ein Forschungszentrum in der Hauptstadt Damaskus.

Gerüchte, Pence sei wegen des Militärschlags bereits wieder auf dem Weg zurück in die USA, erwiesen sich als falsch. Wenig später begrüßte Perus Präsident Martín Vizcarra ihn zum Abendprogramm. Die beiden tauschten ein paar vertraute Worte aus, dann verschwand Pence im Inneren des festlich beleuchteten Regierungspalastes. Es gab Cocktails.

Pence rechtfertigt Angriff

Bei seiner Anreise in Lima hatte der Vizepräsident die peruanische Empfangsdelegation minutenlang warten lassen. Seine Maschine stand mit offener Flugzeugtür auf dem Rollfeld. Kurz darauf setzte auch die aus Argentinien auf, und in Windeseile war Staatschef Mauricio Macri mitsamt seiner Gattin Juliana Awada schnellen Schrittes im Flughafengebäude verschwunden. Pence indes nahm sich Zeit - und den gepanzerten SUV am Ende des roten Teppichs, um davonzubrausen.

Der Hauptteil des Gipfels fand am Tag nach dem Militärschlag gegen Syrien statt. Jeder der 33 anwesenden Staatsvertreter gab eine Stellungnahme zum Hauptthema des Treffens ab, der Korruptionsbekämpfung, aber viele bezogen sich auch auf den Angriff der westlichen Allianz. Die meisten verurteilten den Einsatz von Chemiewaffen, Kuba jedoch auch den Angriff der USA. "Er war unilateral, illegal und ohne Beweise über einen tatsächlichen Chemiewaffeneinsatz", sagte der kubanische Vertreter. Die Attacke sei eine klare Verletzung internationalen Rechts.

Pence kam als letztes zu Wort und begann mit "Grüßen von Präsident Donald Trump". Er verteidigte den Angriff auf Syrien. "Die schrecklichen Bilder toter Kinder und leidender Menschen sind der Beweis dafür, was geschah. Es waren die Taten eines Monsters." Der Militärschlag der Allianz gegen Assad sei "effektiv, überwältigend und erfolgreich" gewesen.

"Das war eine eindeutige Botschaft an Assads Regime, dass wir den Einsatz von chemischen Waffen nicht tolerieren werden und dazu bereit sind, jeden weiteren Einsatz zu verhindern", sagte Pence. Die anderen amerikanischen Staaten rief er zur Unterstützung auf. Russland und Iran drohte er mit den Worten Trumps: "Nationen können auch danach beurteilt werden, mit wem sie sich umgeben."

Quelle: n-tv.de


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