Riccardo Vaccaro

Moderator, On-Reporter, Sprecher, Autor, Online-Producer &..., Köln

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True Crime - Was macht das mit der Psyche? - Quarks Daily Spezial

Echte Kriminalfälle neu aufgerollt. In Podcast, Radio, Fernsehen oder den sozialen Medien - True-Crime-Formate sind sehr erfolgreich. Warum eigentlich?

Die menschliche Faszination für das "Böse" existiert schon lange: Bereits im 17. Jahrhundert berichteten die ersten Zeitungen über Verbrechen, auch Bücher beschäftigten sich mit diesen Themen. Aber der Zugang zu morbiden Inhalten und gruseligen Verbrechen ist heutzutage viel einfacher geworden. Dies liegt daran, dass wir insgesamt ein größeres Angebot an True-Crime-Inhalten haben. Wir können heutzutage den Konsum auch besser mit Statistiken erfassen und viel mehr Daten verarbeiten.

 

Warum faszinieren uns Verbrechen?

Viele Menschen geben an, sich mit diesen Themen auseinander zu setzen, um die eigene Vergänglichkeit oder Sterblichkeit besser zu verstehen und damit dann besser umzugehen. Die zweite Idee ist, dass wir verstehen wollen, warum Menschen das tun, was sie tun. Wir wollen die Psyche und die Motive hinter den Taten verstehen. Deswegen interessiert uns auch die Lebensgeschichte von Verbrechern und Verbrecherinnen. Das Erstaunliche daran: Je mehr wir darüber wissen, desto sicherer fühlen wir uns. Auf diese Weise können wir unsere Unsicherheiten und Ängste überwinden.

 

Mehr Frauen als Männer konsumieren True Crime Formate

Dafür gibt es zwei mögliche Erklärungen: Eine verbreitete Idee aus der Forschung besagt, dass Frauen im Durchschnitt etwas empathischer sind als Männer. Sie neigen dazu, einfühlsamer und emotionaler zu sein. Aus diesem Grund könnten True Crime-Geschichten für Frauen fesselnder und persönlicher sein, da sie sich besser in die Opfer sowie in die Täter hineinversetzen können. Das ist zwar eine gängige Annahme, jedoch wurde sie noch nicht ausreichend überprüft.

Eine weitere Idee geht davon aus, dass Frauen generell mehr Angst davor haben, Opfer eines Verbrechens zu werden. True Crime könnte demnach als eine Art Bewältigungsmechanismus dienen, um mit dieser Angst umzugehen. Das bedeutet, dass Menschen sich True Crime-Inhalte ansehen oder konsumieren, um zu lernen: Welche Gefahren lauern im Alltag? Wie kann ich mich darauf vorbereiten? Wie kann ich verhindern, selbst Opfer eines Verbrechens zu werden?

Weitere Angaben zum Artikel:


Ist der True Crime Konsum gefährlich für uns?

2022 gab es eine anonyme Umfrage unter True Crime Fans. Hier konnten die Teilnehmenden angeben, ob sie glauben, selbst zum Täter oder zur Täterin zu werden. Die Mehrheit der True Crime Fans gab an, dass sie niemals einen Menschen töten würde. Es gibt auch keine empirischen Hinweise darauf, dass diese Fans weniger empathisch sind oder kein Mitgefühl mit den Mitmenschen haben. Nur weil True Crime Fans negative Inhalte konsumieren, heißt es nicht, dass sie abstumpfen.

 

True Crime als Inspiration?

Der Begriff: "Copycat-Crime" wird verwendet, wenn Personen Taten nachahmen. Klar, so etwas gibt es, aber nicht unbedingt auf Grund des True Crime Konsums. Das Interessante ist: True-Crime-Fans glauben viel weniger, dass sie mit einem Verbrechen durchkommen könnten, im Vergleich zu Nicht-Fans. Wahrscheinlich, weil sie schon viel über die Aufklärung von Verbrechen wissen, wie die Polizeiarbeit, Spurensuche und die fortschreitende Technologie. Wo True Crime allerdings negative Auswirkungen haben kann, ist bei Menschen mit psychischen Vorbelastungen. Wenn eine Person bereits vor dem Medienkonsum eine Tendenz hat, aggressiv oder gewalttätig zu werden, kann der Konsum von True-Crime-Formaten negative Auswirkungen haben. Allerdings handelt es sich hierbei tatsächlich um Einzelfälle.

 

DIE MACHER:INNEN


Riccardo Vaccaro ist Wissenschaftsjournalist mit einem Faible für die großen Antworten hinter den kleinen Fragen. Sein Wirtschafts- und Medienpsychologiestudium ist da mehr als hilfreich.


Marlis Schaum ist nicht nur als Host für Quarks-Daily zu hören, sondern auch im Radio und TV unterwegs.

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