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Stiftungen als Filmförderer

Heute beginnen die 69. Internationalen Filmfestspiele Berlin. Zur Berlinale - wie sie kurz genannt wird - werden wieder über 300.000 Filmfans, Fachbesucher und Journalisten aus aller Welt erwartet. Auf dem Programm stehen über 400 Beiträge aus aller Welt. 23 dieser Filme haben die Chance, mit dem Großen Preis der Jury - dem Silbernen Bären - oder dem Goldenen Bären als Hauptpreis prämiert zu werden. Dass auch Stiftungen einen Beitrag zur Berlinale leisten, ist vielen Menschen nicht bekannt.

Stiftungen als Filmförderer

Viele Filmprojekte wären ohne die Unterstützung durch Stiftungen nicht realisierbar. Allein in Deutschland engagieren sich - so die aktuellen Zahlen des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen - 156 Stiftungen in der Filmförderung. Neben lokalen Stiftungen und durch Filmschaffende ins Leben gerufenen, wie die Werner Herzog Stiftung und die Wim Wenders Stiftung, dominieren die öffentlich finanzierten Stiftungen. So sind das Land Nordrhein-Westfalen und der Westdeutsche Rundfunk die größten Anteilseigner der 1991 gegründeten Film- und Medienstiftung NRW, einem der bedeutendsten Filmförderwerke Europas.

Auch die Kulturstiftung des Bundes betätigt sich, wenngleich nicht prioritär, in der Förderung des Films. Im Rahmen der Berlinale unterstützt sie den World Cinema Fund (WCF), der Filme aus filminfrastrukturell schwachen Regionen fördert. Sechs Filme, die auf der diesjährigen Berlinale laufen, wurden vom WCF gefördert, die meisten davon aus Lateinamerika. Und vier dieser WCF-Filme feiern in Berlin Weltpremiere. „Es geht darum, die Entstehung von Filmen in Ländern zu unterstützen, deren Filmindustrie nicht so entwickelt ist, wo Filmschaffende durch ökonomische oder politische Krisen benachteiligt sind, und Produzenten aus Deutschland für sie zu interessieren", so Friederike Tappe-Hornbostel von der Kulturstiftung des Bundes.

Stiftungen als Filmbewahrer

Doch Stiftungen betätigen sich nicht nur in der unmittelbaren Filmförderung, sondern auch in der Pflege des cineastischen Erbes. Die DEFA-Stiftung verwaltet den Filmbestand der ehemaligen Deutschen Film AG, dem halbstaatlichen Monopolbetrieb der DDR. In ihrer heutigen Form wurde die Stiftung 1998 auf Initiative der Bundesregierung gegründet. Die deutsche Wiedervereinigung markierte das Ende des Films in der DDR und einen Neuanfang des gesamtdeutschen Films. Während viele Filmschaffende aus der DDR reibungslos ihre Karrieren fortsetzen konnten, „kam die letzte Generation der Filmemacher, die in der Wendezeit aus der DDR heraus spannende Filme hätte drehen können, nicht mehr zum Zuge - wichtige Regisseure wie Evelyn Schmidt, Jörg Foth oder Herwig Kipping verstummten", so Philip Zengel von der DEFA-Stiftung. „Ein Unterschied zwischen „Ost" und „West" spiele heute eine untergeordnete Rolle", so Zengel weiter. Im Zuge der Retrospektive „Selbstbestimmt. Perspektiven von Filmemacherinnen" präsentiert die DEFA-Stiftung Produktionen von insgesamt zehn DEFA-Regisseurinnen auf der diesjährigen Berlinale. Außerdem verleiht sie zum siebten Mal den Heiner-Carow-Preis an einen deutschen Spiel-, Dokumentar- oder Essayfilm aus der Sektion Panorama.

Herausforderung Filmförderung

Dass Stiftungen nicht als große Filmförderer bekannt sind, liegt laut Tappe-Hornbostel „wahrscheinlich daran, dass sich im Bereich des Films nicht immer genau zwischen Wirtschafts- und Kulturförderung unterscheiden lässt". Da die Antragssummen die üblichen Fördersummen übersteigen, kann die Kulturstiftung des Bundes nur selten Filme fördern. Die DEFA-Stiftung musste ihre Stipendienvergabe und Projektförderung vor einigen Jahren aus finanziellen Gründen einstellen. Die Gewinnprämien, die von der DEFA-Stiftung auf fünf deutschen Filmfestivals an junge Regisseurinnen und Regisseure vergeben werden, fließen allerdings in Teilen auch in kommende Filmprojekte. So leisten Stiftungen auch bei der diesjährigen Berlinale einen wichtigen Beitrag für die Zukunft des Films.

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