Am 1.1.1986 fällt der Premieren-Startschuss zum härtesten Wüstenrennen der Welt: der Rallye Paris-Dakar. Am gleichen Abend ist auch in Engelbrechts im Waldviertel (NÖ) der Traum geboren, mit den privaten Motorräder (Puch MCH 250) von Engelbert Fröschl („Engl") und Alois Zankl („Loisl") dasselbe Ziel in Angriff zu nehmen. 14.978 km nördlich von Dakar - am Hornerwald - geht das Abenteuer aufgrund technischer Gebrechen jäh zu Ende. Mehr als 30 Jahre später nehmen sie sich wieder dasselbe Ziel vor - nun mit unterschiedlichen Voraussetzungen. Engls Frau ist weg, seine Mutter gestorben und seinen Job als Risikomanager ist er, mittels Golden Handshake, auch los. Loisl lebt mit zwei Frauen in der Nähe der österreichischen Grenze und ist der deutschen Sprache aufgrund seiner vielen Auslandsaufenthalte nicht mehr komplett mächtig, Sie beschließen, das Leben hinter sich zu lassen und sich den gemeinsamen Jugendtraum vom Erreichen von Dakar verspätet zu erfüllen.
Roland Düringer Die Stimme in Engls Kopf
Wie man sich als Zuseher bereits vorstellen kann, läuft die Planung und Durchführung der Reise nicht ohne Komplikationen ab. Neben der nicht vorhandenen Planung von Weltenbummler Loisl ist Engl als ehemaliger Risikomanager auf jegliche Ereignisse vorbereitet. Als dritten Charakter baute Düringer Engls tote Mutter in das Programm ein, die sich immer wieder in dessen Kopf bemerkbar macht, wenn es um die Sorgen ihres Sohnes geht. Dass auch dies zu Reibereien führt, liegt auf der Hand.
Düringers schauspielerisches Talent wirkt manchmal skurril, wenn er beispielsweise Gespräche zwischen drei Personen gleichzeitig zum Besten gibt, auch wenn nur eine Person auf der Bühne steht. Sein 13. Solo-Programm bezeichnet er deshalb selbst gern als „Hörspiel auf der Bühne". Seine Intention dahinter war klar: „Ich wollte auf der Bühne bewusst keinen Dialog mit dem Publikum, sondern mit der vierten Wand spielen", sagt der 56-Jährige. Die Zöpfchen im Bart sind weg, auch von Haaren am Kopf ist keine Spur. Er nimmt die BesucherInnen hingegen mit auf ein Roadmovie, das im Kopf entsteht. Es handelt von der Angst, einen Schritt zu wagen und dadurch das eigene Fahrwasser zu verlassen, über seinen eigenen Schatten zu springen und endlich was zu erleben. Die Schenkelklopfer kommen etwas zu kurz, doch das ist auch die Intention von Düringer.
Publikum gespalten
Nach über zwei Stunden zeigen sich die ZuseherInnen zwiegespalten. Neben ein paar Wenigen, die Düringer mit stehenden Ovationen verabschieden, strömen Andere nach dessen Spendenaufruf für Asyl in Not am Ende der Vorstellung schnellstmöglich aus dem Saal. Eine Besucherin kann dem Abend wenig abgewinnen: „Mir hat das Programm überhaupt nicht gefallen. Ich würde es nicht weiterempfehlen". Auch ihr Mann war ihrer Meinung: „Die Message ist nicht rübergekommen. Es war ein überflüssiger Abend". Der Spendenaufruf am Ende der Vorstellung stößt beiden ebenfalls sauer auf: „Wenn er spenden will, kann er das ja machen. Dies hat genau zum Abend gepasst" - Düringer polarisiert nach wie vor. Es gibt auch andere Meinungen an diesem Abend: „Man musste sehr gut zuhören, aber es hat mir ausgesprochen gut gefallen. Nicht das übliche Düringer-Kabarett, trotzdem sehr gut", sagte ein zufriedener Besucher, während er seiner Frau in ihren Mantel hilft.
Neues Programm bereits in Arbeit
Während es noch Karten für die Africa Twinis zu erwerben gibt, feilt Düringer bereits am nächsten Programm. Dieses feiert am 09.11.2021 im Wiener Stadtsaal Premiere - Handlung (noch) unbekannt.
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