Auch nach 23 Jahren fährt einem dieser Refrain noch durch Mark und Bein. Er schallt aus den Karaoke-Bars, wird von den Bühnen der Casting-Shows geschmettert, meistens ziemlich schief, aber immer mit einer Inbrunst dargeboten, als ginge es darum, die Deutsche Nationalelf zum Weltmeistertitel zu brüllen: "I Will Always Love You". Ein Liebesschwur wie ein Tarzanschrei.
In der Version von Whitney Houston, 1992 erschienen auf dem Soundtrack zu "Bodyguard", wurde der Song zu einer der bestverkauften Singles des Jahres. Der dazugehörige Film mit Houston in der Hauptrolle war nicht weniger erfolgreich. Er erzählt die Geschichte der Pop-Sängerin Rachel Marron, die von einem unbekannten Irren bedroht wird. Frank Farmer, ein wortkarger ehemaliger Geheimagent, soll sie beschützen. Am Anfang sind sich die beiden nicht grün, am Ende haben sie sich sehr doll lieb.
Irgendwie klar, dass sich die Geschichte für die Musical-Bühne adaptieren lässt. 2012 feierte "Bodyguard - The Musical" seine Uraufführung in London. Nun kommt das Stück mit Hauptdarstellerin Patricia Meeden (bekannt aus "The Voice of Germany") in Whitney Houstons Rolle nach Deutschland. Am 21. November ist Premiere im Musical Dome Köln.
"Die Welt" hat vorher mit Lawrence Kasdan, dem Drehbuchautor des Films, gesprochen. Im Interview erklärt er, warum er die Idee mit dem Musical anfangs schrecklich fand.
Die Welt:
Das Drehbuch zu "Bodyguard" haben Sie bereits 1975 geschrieben. Warum hat es 17 Jahre gedauert, bis der Film gedreht wurde?
Lawrence Kasdan:
Das ist mir selbst ein Rätsel. Das Drehbuch wurde 57 Mal abgelehnt, bis ich es endlich verkaufen konnte. Dann ging die Suche nach den Hauptdarstellern los. Über die Jahre war ein Dutzend unterschiedlicher Paare im Gespräch. John Kelly, der damalige Chef von Warner Bros., sagte zu mir, er würde Steve McQueen und Barbra Streisand besetzen. Das klang super für mich, aber ich war skeptisch, ob er die beiden bekommen würde - und am Ende gelang es ihm auch nicht. Später sollte John Boorman Regie führen und Ryan O'Neal und Diana Ross waren als Schauspieler im Gespräch. Die beiden waren ja auch im echten Leben ein Paar. Dann haben sie sich getrennt, und der Film lag wieder auf Eis. So ging es jahrelang weiter.
Am Ende spielten Kevin Costner und Whitney Houston die Hauptrollen. Wie kam es dazu?
Kevin lernte ich in den 80ern kennen. Ich hatte ihn in meinem Film "Der große Frust" (1983) besetzt, musste seine Rolle dann aber aus dem fertigen Film herausschneiden. Um es wieder gut zu machen, schrieb ich ihm eine Figur in "Silverado" (1985) auf den Leib. Er hatte das "Bodyguard"-Drehbuch gelesen und sagte damals schon zu mir, er wolle die Hauptrolle spielen. Ich antwortete: "Kein Problem, du musst nur vorher ein riesiger Star werden." Und er: "Okay, wird gemacht!" Und so kam es auch. Wenig später war er ein Star. Er hat mein Angebot nie vergessen. Am Ende haben wir "Bodyguard" zusammen produziert.
Er wurde einer der erfolgreichsten Filme des Jahres 1992.
Ich dachte schon, dass der Film gut laufen würde. Aber das war trotzdem eine Überraschung. Kevin war eben ein großer Star, Whitney sang großartig. Die Musik war toll. Aber was ich nicht vorhersah, war, dass der Film international so gut ankommen würde. In den USA spielte er schon 120 Millionen Dollar ein. 1992 war das noch eine Menge Geld. Und im Rest der Welt war es sogar zwei Mal so viel!
Wie erklären Sie sich den Erfolg?
Es geht in dem Film um die große Liebe, die eigentlich unmöglich ist - zumindest dann, wenn beide Figuren sich nicht ändern. Sie müssen beide Widerstände überwinden, sonst vertun sie ihre Chance. Das ist ein ewiggültiges Thema.
Nun hat jemand ein Musical daraus gemacht. Wie fanden Sie denn diese Idee, als Sie davon gehört haben?
Ich hielt es für eine schreckliche Idee. Warum soll man daraus ein Musical machen? Ich dachte nicht, dass es auf der Bühne funktionieren könnte.
Was hat Sie umgestimmt?
Die Produzenten stellten mir Thea Sharrock vor, eine junge englische Theater-Regisseurin. Sie wollte das Musical unbedingt auf die Bühne bringen. Ich fand sie sofort toll. Sie liebte den Film - viel mehr, als ich ihn selbst mochte. Das war der Wendepunkt. Wir hätten niemanden finden können, der besser für den Job geeignet wäre.
Alexander Dinelaris hat Ihr Drehbuch für die Bühne adaptiert.
Ja, ich war derjenige, der ihn engagiert hat. Vergangenes Jahr hat er sogar den Oscar gewonnen (für das Drehbuch zu "Birdman" - Anm.). Das war eine nette Überraschung. Beim "Bodyguard"-Musical hat er großartige Arbeit geleistet. Er versteht, wie Musicals funktionieren müssen. Die Action-Szenen mussten auf der Bühne sehr reduziert aufgeführt werden. Dafür gibt es viel mehr von Whitneys Musik zu hören. Wir konnten zum Glück die Rechte zu all ihren Liedern bekommen, und sie haben eine enorme Bedeutung für die Handlung. Dadurch ändert sich die Balance der Geschichte - und zwar zum Besseren, wie ich finde. Es war ja kein besonders guter Film...
Wieso denn nicht?
Ich mochte die Inszenierung nicht. Mit Ausnahme von Kevin und Whitney fand ich auch die Besetzung nicht berauschend.
Warum haben Sie damals nicht selbst Regie geführt?
Das hätte ich tun können, aber ich hatte gerade zusammen mit meiner Frau das Drehbuch zu "Grand Canyon" (1991) geschrieben. Ich wollte lieber diesen Film drehen und konnte nicht beides gleichzeitig tun. Am Ende hat "Grand Canyon" den Goldenen Bären in Berlin gewonnen.
Wieso wurde eigentlich nie ein Sequel zu "Bodyguard" gedreht?
Es wurde oft darüber gesprochen. Zunächst hätte gleich im Anschluss an den ersten Teil eine Fortsetzung entstehen sollen. Kevin hätte mitgespielt, glaube ich. Aber ich war nicht besonders interessiert, ich war mit anderen Projekten beschäftigt. Vor ein paar Jahren wollte wieder jemand einen Anlauf starten. Im letzten Moment hat sich Warner Bros. dagegen entschieden. Wahrscheinlich taucht die Idee trotzdem bald wieder auf. So ist das ja immer.
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