Im Gespräch mit Johanna Jagoditsch, Diplom Sozialarbeiterin, Diplom Eltern-, Säuglings- und Kleinkindberaterin, Bindungsanalytikerin nach Hidas und Raffai sowie Schwangerenberaterin bei aktion leben.
Vor allem die erste Schwangerschaft verlangt von Frauen eine sehr anspruchsvolle psychische und physische Anpassungsleistung, so Johanna Jagoditsch.
Spannend dabei ist, dass diese Entwicklungen in zwei gegenläufige Richtungen gehen.
Ein Kind zu erwarten ist in vielerlei Hinsicht eine „Vorwärtsbewegung", wie Jagoditsch ausführt: Dazu gehören etwa die oft gar nicht so einfache Abnabelung von der eigenen Herkunftsfamilie und der Erwerb einer neuen Identität als Mutter. Gesellschaftliche Normen und Arbeitswelt verlangen eine bewusste Auseinandersetzung mit dem eigenen Frauen- und Familienbild sowie eventuell vorhandenen Karrierewünschen.
Die Partnerschaft sowie Freundschaften wandeln sich und werden auf eine neue Ebene gehoben. Dabei sind Anpassungsleistungen zu erbringen, die herausfordernd sind und auch Sorgen auslösen können.
Sensibilität und Empfänglichkeit
Gleichzeitig erlebt die schwangere Frau hormonell bedingt eine innere „Rückwärtsbewegung". Sie wird emotionaler, verletzlicher, aber auch sensibler und empfänglicher für die Bedürfnisse ihres Kindes. Eigene frühkindliche Verletzungen können sich zeigen und Aufmerksamkeit beanspruchen. Fühlt sich die Frau gehalten? Wird sie geliebt? Das sind die zentralen Fragen, die Frauen bewegen und die bestimmen, wie sie ihre Situation bewertet und empfindet.