Ralph Bauer

Freier Redakteur, Würzburg

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Quo vadis DJV-Verbandstag?

Wie das Treffen auch für Junge attraktiv wird - einige Gedanken zu möglichen Reformen

Das Votum des Verbandstages 2013 gegen eine Jungen-Quote (20 Prozent der Delegierten sollten künftig unter 40 Jahre alt sein) hat für viele Diskussionen gesorgt, teilweise auch Verbitterung. Ja, auch ich war ehrlich gesagt dagegen. Denn es macht keinen Sinn, ein Haus vom Dach aus zu bauen. Zumindest aus der Erfahrung als Mitglied des geschäftsführenden Landesvorstandes im Bayerischen-Journalisten-Verband weiß ich, dass bei uns die letzten Jahre eigentlich jeder zum Verbandstag delegiert wurde, der sich dafür nominieren ließ. Nur: Da finden sich kaum Junge.

Was auch kein Wunder ist, wie mir mit der Erfahrung von inzwischen vier Verbandstagen und einigen Gesprächen mit Kollegen klar wurde. So können wir – wie es Timo Stoppacher in seinem Statement in Hannover zurecht gesagt – junge Mitglieder künftig nicht mehr für Verbandstage begeistern.

Um einmal zusammenzufassen, was sich ändern muss, hier einige persönliche Gedanken zum DJV-Verbandstag 2015, oder besser schon 2014:

- Sparen wir uns bitte künftig zweistündige Podiumsdiskussionen am Eröffnungstag. Der Saal leerte sich merklich und trotz ihres Bemühens konnten die Teilnehmer der Runde nicht annähernd die Erwartungen erfüllen, welche sich an den Titel Zukunft und Finanzierung des Journalismus knüpften. Lieber künftig ein 30-minütiges Impulsreferat, gerne etwas provozierend.

- So richtig alles war, was Michael Konken gesagt hat: Das Meiste wiederholt sich von Verbandstag zu Verbandstag. Diejenigen, welche es hören sollen und müssten (also Verleger und Medienverantwortliche) sind auf dem Ohr ohnehin taub und für alle anderen sind es halt nur schon häufig gehörte Vorwürfe und Attacken. Auch hier finde ich: deutlicher die Rede auf den Punkt bringen und nicht länger, als 30 Minuten zu sprechen.

- Mit der gewonnen Zeit (übrigens kann am Eröffnungstag wie ich finde auch bis 20 Uhr getagt werden, wenn es ohnehin um 15 Uhr losgeht) sollten wir dann gleich in eventuelle Wahlen oder die Antragsberatung eintreten.

- Die Reihenfolge wie diese bearbeitet werden, halte ich für unglücklich. Immer wieder stehen am Abschlusstag, wenn viele Delegierte schon auf glühenden Kohlen kurz vor der Abfahrt sitzen, noch wichtige Themen an. Die werden dann entweder ruckzuck bearbeitet oder eben gar nicht (siehe der Antrag auf Verlegung der Verbandstage in Richtung Wochenende). Bei den Jungen Liberalen (ja, auch da ist nicht alles schlecht) habe ich mal (selbstverständlich rein dienstlich) ein wie ich finde gutes System kennengelernt. Dabei wählen die Delegierten aus der Vielzahl der Anträge mit einem Punktsystem die für sie wichtigsten aus. Behandelt werden sie dann in der entsprechenden Reihenfolge. Somit wird sichergestellt, dass die brennenden Themen auch mit ausreichend Zeit diskutiert werden können und nicht hinten hinunter fallen.

- Speziell in Hannover fand ich auffällig, wie halb gar manche Anträge waren. Ich weiß durchaus zu schätzen und würdigen, welche Zeit alle Ehrenamtlichen dafür investieren. Aber wenn – warum auch immer – ein substanzieller Antrag nicht zustande kommt, sollten die Fachgruppen und Landesverbände lieber darauf verzichten, ihn zu stellen. A propos Landesverbände. Einigen Delegierten, die in Hannover erstmals dabei waren, ist unschön aufgefallen, wie viele Vorlagen annähernd identisch waren. Bitte setzt Euch künftig im Vorfeld zusammen, sprecht diese ab und macht aus drei bis vier ähnlichen einen gemeinsamen Vorschlag. Es geht denke ich nicht nach dem Motto "Ich hab die meisten Anträge eingebracht und durchbekommen". Wichtig ist, was insgesamt herauskommt und welches Bild wir – auch und gerade bei Verbandstagsneulingen und Gästen – abgeben.

- Ich bin generell dafür, die Zeit für die Arbeitsgruppen deutlich auszuweiten. Dort können spezielle Themen wirklich mit der nötigen Sachkenntnis bearbeitet werden, im Gesamtplenum fällt die schlicht oft. Was etwa soll ich als Printjournalist denn sagen zum Thema "Wiederholungshonorare bei der Deutschen Welle"?

- Bitte beim nächsten VT in Weimar keine unendlichen Papierstapel mehr. Wir leben im 21. Jhdt., wo es die Möglichkeit gibt, solche Daten digital zu speichern. Etwa auf einem USB-Stick. Für alle, die Tablets oder Smartphones nutzen, sollten die Anträge (im eventuell passwortgeschützten) Bereich der DJV-Homepage abrufbar sein. Dort gehören dann auch Änderungs- und Eilanträge hin. Somit entfiele das Wühlen in Blätterstapeln und die oft gehörte Frage aus dem Tagespräsidium "Hat jeder den Änderungsantrag 2 zu Antrag XYZ". Für alle analogen Kolleginnen und Kollegen kann es ja eine - deutlich reduzierte Menge - an Antragsmappen weiterhin geben.

- Zum Thema Änderungsanträge noch: Wir hatten eine Riesenleinwand, auf der jedoch nur der aktuelle Tagesordnungspunkt zu lesen war. Dort müssten künftig aber die geänderten Antragstexte stehen, was einige Verwirrung verhindern würde. Denn Lesen können ja sicher alle.

- Noch was zum Thema Technik: Steckdosenleisten gehören nicht irgendwo hinten in die Ecke an den Rand, sondern künftig an die Tische direkt. Wir leben im Zeitalter von akkufressenden Smartphones, Laptops und Tablets.

- Und schließlich noch ein Gedanke des Kollegen Rainer Reichert, den ich sehr gut finde, um Verbandstage künftig attraktiver zu gestalten. Wenn keine Wahlen anstehen, könnte es Workshops geben zu berufsrelevanten Themen wie "Umgang mit Social Media", "Fotos mit dem Smartphone" etc. Somit würden (nicht nur junge) Kolleginnen und Kollegen abgesehen vom sicherlich wichtigen Austausch auch noch etwas für ihren Berufsalltag Verwertbares mitnehmen.

So, das waren einige Gedanken zu einem Gesamtkonzept "Verbandstag 2020". Ich hoffe, damit eine Diskussion anstoßen zu können und freue mich darauf. Kontaktmöglichkeiten findet Ihr ja in meinem torial-Profil. Oder einfach bauer@bjv.de.

Dazugehörige Twitter-Profile:

Timo Stoppacher: http://twitter.com/CGNTimo
Rainer Reichert: http://twitter.com/Rainerdjv
Meins: http://twitter.com/FreierRedakteur