Seit 2001 beschäftigt sich die katholische deutsche Bischofskonferenz mit der Neuauflage des Gebet- und Gesangsbuches "Gotteslob". Es soll im Advent 2013 in Deutschland, Österreich und auch Südtirol eingeführt werden. Projektleiter seitens der Kirchenoberen ist der Würzburger Bischof Friedhelm Hofmann.
Welt am Sonntag:
Herr Bischof, wie fühlt man sich quasi als Herr des "Gotteslobes"?
Friedhelm Hofmann:
Herr des neuen "Gotteslob" bin ich nicht, eher Diener eines Gemeinschaftswerks - oder auch dessen Moderator. Es ist schon ein schönes Gefühl zu wissen, dass die Erarbeitung auf der Zielgeraden angekommen ist. In Kürze können die Katholiken von der Nordsee bis nach Südtirol das neue Buch in Händen halten. Eine große Freude - nicht nur für mich.
Was genau heißt, dass Sie auf der Zielgeraden angekommen sind?
Seit Ende Januar 2013 laufen die Druckmaschinen bei C. H. Beck in Nördlingen. 75.000 Exemplare werden je Druckmaschine pro Woche fertiggestellt. Insgesamt rund 3,5 Millionen Bücher. In den Bistümern starten derzeit die Einführungsmaßnahmen: Neue Lieder werden vorgestellt und geübt, die Kirchenmusiker erhalten neue Orgelsätze, die Gemeinden Sonderdrucke zur ersten Information. Ich hoffe, dass ab Advent 2013 die Gemeinden mit dem neuen "Gotteslob" ihre Gottesdienste feiern können.
Was wird denn neu daran sein?
Sie werden ein Buch in Händen halten, das sich nicht nur optisch vom bisherigen absetzt, sondern Proviantpaket für das Glaubensleben ist. Mit seinen Texten und Liedern ist die Neuausgabe am Puls der Zeit. Die Gläubigen werden im Stammteil so manches neue Lied entdecken, das bislang vielleicht nur in den Eigenteilen abgedruckt war. Sie werden Texte vorfinden, die in neuer Sprachgestalt nicht nur theologische Grundlagen vermitteln, sondern auch wichtige Fragen beantworten - etwa welche Aufgaben Eltern, Paten und Gemeinden bei der jeweiligen Spendung der Sakramente übernehmen. Von den 280 Liedern sind 145 übernommen, 135 finden sich erstmals im Stammteil des "Gotteslobes".
Können Sie das etwas konkretisieren?
Im Gegensatz zum bisherigen sind im neuen "Gotteslob" Inhalte aller Epochen und Stile, von der Gregorianik bis zum Neuen Geistlichen Lied. Es gab klare Kriterien bei der Auswahl der Lieder, die Aufnahme fanden: die Qualität von Text und Musik, die Übereinstimmung mit dem Glauben der Kirche und die Akzeptanz durch die Gemeinden. Weggefallen sind Lieder, die kaum oder nur wenig gesungen wurden, beispielsweise "All Morgen ist ganz frisch und neu". Falls eine Diözese dieses Lied doch vermissen sollte, hat sie die Möglichkeit, es in den Eigenteil zu übernehmen. Das ist auch mit etlichen Liedern so geschehen.
Hat sich denn Rom in die Auswahl eingemischt ?
Um es ganz deutlich zu sagen: Das neue "Gotteslob" haben die Verantwortlichen im deutschsprachigen Raum erarbeitet und auch zusammengestellt. Es ist ein Werk der 37 Diözesen und soll die reiche Gebets- und Liedtradition unseres Sprachraums aufgreifen und widerspiegeln. Unabhängig von der Erstellung eines Gebet- und Gesangbuchs müssen aber Texte der in der Messfeier verwendeten Gesänge der römischen Gottesdienstkongregation vorgelegt werden.
Wie hoch liegen die Kosten für die Einführung des neuen "Gotteslobes"?
Wie viel die Einführung insgesamt kosten wird, kann ich nicht beziffern. Sie liegt in Händen der einzelnen 37 beteiligten Bistümer. Ich kann aber sagen, dass es kein Buch ist, mit dem sich Gewinn erwirtschaften ließe. Unser Ziel ist, den Preis der Standardausgabe in einem vertretbaren Rahmen zu halten. Dieser wird um die 20 Euro liegen.
Wie lange wird das neue Gebet- und Gesangbuch denn gültig bleiben?
Nach den Erfahrungen mit dem bisherigen "Gotteslob", das seit 38 Jahren seine Dienste leistet, gehe ich von der Zeitspanne einer Generation aus. Ich nehme an, dass ich das Nachfolgewerk des neuen Buches nicht mehr erleben dürfte, und hoffe, dann bei den himmlischen Chören mitsingen zu dürfen.