Wenn sich in diesen Zeiten in den USA der Sohn eines schwarzen Polizeioffiziers zu Wort meldet, könnte man vielleicht Worte der Versöhnung erwarten. Nun, Pech gehabt: "Ich habe nichts Positives zu sagen", verkündete Michael Render am 29. Mai bei einer Pressekonferenz in Atlanta, drei Tage nachdem ein weißer Polizist neun Minuten lang sein Knie auf den Hals des kurz darauf verstorbenen George Floyd gestemmt hatte. "Er starb wie ein Zebra in der Umklammerung eines Löwenkiefers", sagte Render weiter, da schon unter Tränen. Er sei "höllisch wütend" und es sei an der Zeit, das "ganze System, das systemischen Rassismus ermöglicht, in Grund und Boden zu brennen".
Nun ist dieser höllisch wütende Michael Render nicht nur Sohn eines Polizisten, sondern unter dem Alias Killer Mike auch eine Hälfte des Rap-Duos Run The Jewels. Ihr Debüt war 2013 noch eher ein wortwitziger-Gegenentwurf zum Rap-Mainstream. Dann starb 2014 in Ferguson ein 18-jähriger Schwarzer durch Schüsse eines Polizisten - und die Band politisierte sich mit dem Folgewerk. Das dritte Album entstand unter der Vorahnung, dass auf Barack Obama ein Präsident folgen würde, der seinen Rassismus als Mittel im Wahlkampf genutzt hatte. Um das zu verhindern zeigte Render sich öffentlich als Unterstützer von Bernie Sanders. Das Ergebnis ist traurige Geschichte. Und politische Wut. Wenn es zur Jagd auf den mordenden Löwen namens Rassismus einen Soundtrack braucht, dann ist es das vierte Album dieser Gruppe.