Die Pop-Pioniere Brian und Roger Eno produzieren Alben - ohne sich dabei zu sehen. Ein Gespräch über das Komponieren beim Zugfahren, die Schönheit von Midi-Songs und, natürlich, Franz Schubert.
SZ: Roger, Sie komponieren Ihre Musik morgens nach dem Aufstehen. Warum?
Roger Eno: Der Morgen ist sehr gut für naive Spinnereien: Man wacht auf, setzt sich hin, spielt irgendwas und lässt es dann erst mal. Das ist so eine verschwommene, halbwache Phase des Tages, später wird man wählerischer, weniger impulsiv.
Brian, große Teile Ihres Albums sind im Zug entstanden. Reisen Sie so viel, oder sind Sie eigens in den Zug gestiegen, um Musik zu machen?
Brian Eno: Manchmal mache ich das tatsächlich. Zwei meiner Töchter leben in Birmingham, das sind eineinhalb Stunden von London aus. Wenn ich etwas fertig bekommen muss, fahre ich dort hin, esse mit meinen Töchtern zu Mittag und fahre wieder zurück. Aber ich reise auch sonst viel auf Schienen.
Warum arbeiten Sie so gerne im Zug?
Brian Eno: Vor dem Fenster zieht eine Landschaft vorbei, die gleichbleibend erscheint, sich aber ständig verändert - das ist ähnlich wie bei meiner Musik. Ein anderer Vorteil ist: Die Zeit, die ich für die Arbeit an etwas habe, ist von vornherein begrenzt. Ich versuche immer, bis zu meiner Ankunft einen bestimmten Punkt in der Produktion zu erreichen. Das ist sehr motivierend. Neulich bin ich von London nach Turin gefahren, das sind mehr als zehn Stunden Fahrt, mit einem Mittagessen in Paris. Auf dieser Fahrt habe ich ein sehr schönes Stück Musik hinbekommen.
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