Philipp Woldin

Managing Editor WELT AM SONNTAG/Hamburg

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Der Jungfernstieg: Risse im Postkarten-Idyll


Der Jungfernstieg ist das Postkartenmotiv Hamburgs, verkörpert Grandezza, aber immer auch schon Welten, die hier verschmelzen: Touristen legen mit der Barkasse zur Fleetfahrt ab, Jugendliche aus Billstedt sind mit der U2 in 15Minuten am Alsterpavillon, Studenten schleifen ihre Eltern auf Wochenendbesuch über die Prachtmeile. Hier flaniert die Stadt, vier Steinreihen, ein breiter Steg und dann die glitzernde Fontaine, es ist die größte Bühne Hamburgs. Doch etwas ist aus den Fugen geraten. Aus der Bühne wird immer öfter eine Kampfarena, mit Messerstechereien, Kopfnüssen und abgebrochenen Bierflaschen; mit Jungs auf der Suche nach dem Adrenalinkick und erschrockenen Passanten, die die Straßenseite wechseln.

Auf Twitter schreiben Nutzer jetzt Sätze wie diesen: Muss mir wohl bald mal nen neuen Heimweg suchen. Den Jungfernstieg bekommen die nicht mehr hin.

"Der hätte ihn sonst aufgeschlitzt"

Ist das so? Oder muss Hamburg als Metropole solche Plätze aushalten? Wer in diesen Tagen den Jungfernstieg erkundet, merkt: Aushalten funktioniert nicht mehr, die Postkarte Hamburgs hat gewaltige Risse bekommen.


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