Am Kemnader See sieht man das Ausmaß der Wucherungen zwar nicht direkt. Aber auch hier wachsen die Pflanzen besonders an den flacheren Stellen bereits bis kurz unter die Wasseroberfläche. Anne Heinrich vom Yachtclub Bochum Kemnade findet, das Problem sei inzwischen so groß, dass Regatten immer früher im Jahr stattfänden: "Das Sportliche leidet sehr. Von früher 12 Regatten im Jahr finden nur noch 3 statt." Ihr Verein und andere Segelclubs hätten immer wieder beim Ruhrverband nachgehakt, aber es sei nur wenig passiert. Viele Segler würden ihre Boote immer häufiger auf Anhänger laden und woanders zum Segeln hinfahren.
Ruhrverband findet keine LösungAuch der Ruhrverband bestätigt, die Pflanzen träten in diesem Jahr besonders massiv und früh auf. Das sei auf das besonders saubere Wasser der Seen zurückzuführen. Beste Voraussetzungen für die Wasserpflanzen.
Neben Mähbooten setzt der Ruhrverband auf Sensen, Ausbaggern und Schleppketten, um die Pflanzen zu beseitigen. Erst in der vergangenen Woche habe man mit einem Mähboot einen Segelclub am Südufer des Baldeneysees wieder freigeschnitten, sagt Markus Rüdel vom Ruhrverband. Eine Menge Arbeit: Neun Mähboote würden vier Monate am Stück mähen müssen, um das Ufer des Baldeneysees freizuhalten. Das würde 2 Millionen Euro kosten. Allerdings funktioniert das Mähen nicht bei allen Pflanzensorten. Einige Pflanzen hätten so weiche Blätter, dass die Bugwelle des Bootes diese nach unten drücke und die Sägeblätter die Pflanzen somit nicht abschneiden könne.
Der Ruhrverband habe auch in den letzten Jahren viel anderes getan, um die Seen freizuhalten. Es wurden immer wieder Knabberfische ausgesetzt, der Harkordtsee wurde teilweise ausgebaggert, es wurden Schleppketten benutzt. Das alles brachte nicht den gewünschten Erfolg. Auch Markus Rüdel gibt zu, dass es für den Wassersport so nicht weitergehen könne. Anfang Juni musste eine große Regatta abgesagt werden. Zu groß war die Gefahr durch Pflanzen, die von Schiffsschrauben losgerissen und dann auf die Regattastrecke abgetrieben werden.
Am Abend (22.06.2016) will der Ruhrverband mit den betroffenen Vereinen in Essen über die Situation und mögliche Lösungen sprechen. Es soll aber auch darum gehen, wie die Vereine selbst helfen können.
In den USA nutzt man schwarze PlastikbälleEine mögliche Lösung könnte eine Art Hochdruckreiniger unter Wasser sein. Die Idee kommt aus den Niederlanden. Damit spült man die Pflanzen mit hohem Druck aus dem Boden. Solche Geräte teste man derzeit auch im Baldeneysee, so Markus Rüdel. Allerdings seien die Geräte sehr klein und damit nicht sehr praktikabel.
In den USA setzt man auf eine ganz andere Methode. Vor allem große Wasserreservoire will man vor dem Verdampfen des Wassers schützen. Dazu werden zehntausende schwarze Plastikbälle auf der Wasseroberfläche verteilt. Sie schützen die Wasseroberfläche vor den Sonnenstrahlen. So dringt kein Licht ins Wasser ein. Könnten so auch die Ruhrstauseen in Zukunft vor Überwucherung durch Wasserpflanzen geschützt werden?
Der Biologe Thomas Stützel von der Ruhruniversität in Bochum sagt, das sei keine Lösung. Wasserreservoire seien im Gegensatz zu den Ruhrstauseen stehende Gewässer. Durch die Strömungen in den Seen würden die Bälle weggespült. Außerdem werde damit die Ursache nicht behoben. Das eigentliche Problem seien die vielen Nährstoffe, die durch den Ackerbau und den Regen in die Seen gelangten.