Beamtenstatus, üppige Besoldung und Sicherheit: Die gängigen Lehrerklischees treffen nicht auf alle Pädagogen zu. Wie eine neue Analyse der Bundesagentur für Arbeit zeigt, kann der Beruf gerade für junge Lehrer auch mit Unsicherheit verbunden sein. Mit Beginn der Sommerferien nämlich steigt die Zahl der Lehrer, die sich arbeitslos melden.
Im Zeitraum der Sommerferien ist die Zahl der Arbeitslosmeldungen überdurchschnittlich hoch. Besonders junge Lehrkräfte unter 35 Jahren sind davon betroffen. Nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit entfallen 38 Prozent aller Meldungen auf diese Zeitspanne - 5300 waren es in diesem Jahr. Im September bezifferte sich die Zahl der arbeitslosen Lehrer insgesamt auf 8700. Es lässt sich demnach ein leichter Anstieg von 3,3 Prozent verzeichnen.
Der Grund für die zeitweise Arbeitslosigkeit von Lehrern: Die Länder wollen Geld sparen. Bei vielen befristeten Arbeitsverträgen, die gerade Vertretungslehrkräfte erhalten, wird der Zeitraum der Sommerferien nämlich ausgespart. Erst mit Beginn des neuen Schuljahres treten sie ein neues Beschäftigungsverhältnis an. Für die Zeit dazwischen müssen sie sich arbeitssuchend melden.
Die berufsspezifische Arbeitslosenquote liegt bei 0,7 Prozent. Regional gibt es aber Unterschiede: Während in Bayern 0,4 Prozent der Lehrer keine Anstellung haben, sind es in Berlin 1,5 Prozent. In knapp der Hälfte der Bundesländer fällt der Anstieg höher aus als noch vor einem Jahr - vor allem in Hessen, Nordrhein-Westfalen, Berlin und Bremen.
Trotz des leichten Anstiegs arbeitsloser Lehrer ist die Arbeitsmarktsituation für Pädagogen gut. Auch die Bundesagentur betont: „Die Arbeitsmarktsituation stellt sich für Lehrkräfte von allgemeinbildenden Schulen sowie Lehrkräfte in der beruflichen Bildung sehr positiv dar."
Im Vergleich mit anderen Jobs erweist sich der Lehrberuf als äußerst sicher, schreibt auch die Bundesagentur in ihrer Analyse. Selbst für akademische Berufe sei die Arbeitslosenquote bei Lehrern nämlich äußerst niedrig. Der Durchschnitt bei Berufen, für die ein Hochschulabschluss nötig ist, liegt bei 2,2 Prozent.
Derzeit leidet die Bundesrepublik ohnehin unter einem Lehrermangel. Wegen der Integration von Flüchtlingskindern, neuen Herausforderungen durch die Inklusion und einer gestiegenen Geburtenrate werden mehr Lehrkräfte benötigt als vor Jahren gedacht. An Grundschulen zum Beispiel werden im Jahr 2025 gut 26.000 ausgebildete Lehrer fehlen, beklagte eine Studie der Bertelsmann-Stiftung kürzlich. Die Rufe nach schnellen Lösungen werden daher lauter.
Die Zukunftsaussichten insgesamt sind also gut. Wer sich für den Lehrerberuf entscheidet, stößt insgesamt auf gute Einstellungsbedingungen. Zwei Drittel der 811.000 Lehrkräfte in Deutschland sind verbeamtet, rund ein Drittel arbeitet im Angestelltenverhältnis.
Auch finanziell geht es Lehrern in Deutschland nicht schlecht. Unter den OECD-Ländern leistet sich die Bundesrepublik die höchsten Gehälter für ihre Pädagogen. Lehrer für den Bereich der Sekundarstufe I verdienen beim Berufseinstieg mit knapp 67.000 Dollar schon doppelt so viel wie der Durchschnitt in anderen Industrieländern.
Beim Gehalt gibt es jedoch große Differenzen. So bezahlen die Länder ihre Lehrer höchst unterschiedlich: Wer zum Beispiel in Nordrhein-Westfalen arbeitet, bekommt deutlich mehr Geld als die Kollegen in Berlin. Auch macht es sich im Geldbeutel bemerkbar, wenn Lehrer auch in der Sekundarstufe II unterrichten. Sie verdienen mehr als ihre Kollegen an Grund-, Haupt-, und Realschulen. Und letztlich macht die Verbeamtung immer noch viel aus. Denn ihre Besoldung fällt deutlich höher aus als das Gehalt von angestellten Lehrern.
Mehr: Die Grundschulen müssen endlich gestärkt werden, kommentiert unsere Redakteurin Barbara Gillmann.