
Zusammentreffen beim G-20-Treffen in Osaka: Donald Trump und Donald Tusk. | Quelle: pa/dpa/Mikhail Metzel
US-Präsident Donald Trump habe dem polnischen EU-Ratspräsidenten Donald Tusk beim G-20-Gipfel nicht die Hand gegeben. Das jedenfalls behauptete das staatliche Fernsehen in Polen. Einer Überprüfung aber hält diese angebliche Wahrheit nicht stand.
Die Behauptung: Donald Trump soll Donald Tusk beim G-20-Gipfel nicht die Hand gegeben haben.
Der Absender: Der polnische Staatssender TVP.
Die Wahrheit: Trump und der Pole haben einander sehr wohl die Hände gegeben. Die TVP-Redakteure hatten ihre Rechnung ohne Tusks Instagram-Account gemacht. Der in den Netzen sehr aktive EU-Ratspräsident postete als Antwort auf die Nachricht ein Bild, auf dem er und Trump sich nicht nur grüßen, sondern Tusk auch noch gut gelaunt dreinblickt - wie zum Hohn. Bildunterschrift: „Osaka".
Der Hintergrund: Das sogenannte Familienfoto ist eines der medialen Ereignisse des G-20-Gipfels, des alljährlichen Treffens von Vertretern der 20 größten Wirtschaftsnationen. Als sich dazu in der vergangenen Woche im japanischen Osaka die Staats- und Regierungschefs sammelten, suchte sich US-Präsident Donald Trump, wie üblich, einen Platz in der ersten Reihe. Er schüttelte allseits Hände und positionierte sich schließlich zwischen dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan und dem Kronprinzen von Saudi-Arabien, Mohammed Bin Salman.
Dabei habe er, so berichtete TVP, einen Politiker bewusst ignoriert: EU-Ratspräsident Donald Tusk. Kein Handschlag für den Polen. Tusk, einst Premierminister und Mitglied der Oppositionspartei Bürgerplattform (PO), gilt den heute regierenden Nationalkonservativen als Staatsfeind.
Ständig heißt es, er habe kein internationales Format, arbeite gegen polnische Interessen, noch schlimmer: Er sei eigentlich ein „deutscher Kandidat". Die PiS-nahen Medien lassen keine Gelegenheit aus, Tusk zu verunglimpfen. Wird ein polnischer Politiker von einem amerikanischen gescholten, gibt es Minuspunkte. Die USA sind ein enger Partner Polens und beliebt beim Wähler.
Die Konsequenzen: Oppositionelle Medien in Polen überschlugen sich vor Genugtuung über die Entlarvung des Staatsfernsehens. Die Nachrichtenseite naTemat.pl titelte: „TVP beim Lügen ertappt". TVP allerdings entschuldigte sich nicht. Vor allem auf dem Land informieren sich viele Polen immer noch über das Staatsfernsehen. Auf Instagram sind sie eher selten unterwegs. So dürfte Tusks Punktsieg vielen entgangen sein.
Zum Original