Sand weht mir ins Gesicht, während ich aus dem Turm schaue. Ich bin baff
In dieser Woche interessierte die WELT-Leser besonders die Geschichte über den kaum bekannten Einsatz der Bundeswehr in Litauen. Unser Autor hat die Soldaten besucht und dabei seine kindliche Begeisterung für schweres Gerät wiederentdeckt.
Dass Journalisten Fahrzeuge und Waffen gezeigt werden, wenn sie die Bundeswehr besuchen, ist üblich. So war es auch während meines Aufenthalts im „Camp 500" in Pabrade in Litauen, wo deutsche Soldaten für eine Nato-Übung Quartier bezogen hatten. Über 36 Stunden sollten sie hier in den Wäldern mit teils schwerem Gerät einen Angriff trainieren - und ich als Beobachter mittendrin.
Meine Faszination für Panzer, PS und Motoren hält sich allerdings stark in Grenzen. Nach meinem Abitur habe ich den Wehrdienst verweigert, und ich besitze nicht einmal ein eigenes Auto.
Nun klettere ich also in einen Schützenpanzer, neben mir ein Soldat. Geduldig zeigt er mir, wie ich so aussteigen muss, dass ich mir nicht den Kopf stoße. Ich stelle einige Fragen zu dem Gefährt. Schließlich muss ich wissen, was vor meinen Augen auffährt, dass in dem Schützenpanzer Marder - Kürzel SPZ - neun Personen Platz haben und der Kampfpanzer Leopard 2 auch schon mal mit Tempo 70 über eine Freifläche rasen kann.
Letzterer ist der Stolz der Truppe. 16 moderne Panzer haben die Soldaten in Litauen dabei. „Steigen Sie doch mal rauf", ruft mir einer zu. Ich weiß nicht, wo ich mich hochziehen soll, finde dann aber eine Halterung und - zack! - stehe kurz darauf auf dem Panzer. Der Kommandeur fängt an zu dozieren. Mehr als 60 Tonnen wiegt das Fahrzeug. Das weiß ich jetzt. Und ich muss gestehen: Ich bin begeistert.
„Na los, fahren Sie doch mal mit!"Als Kind habe ich zusammen mit meinem Freund David mit Plastiksoldaten und kleinen Panzern gespielt. Von so einem Leopard 2 habe ich ein Modell besessen: ein Geheimnis, das ich während meines Studiums gegenüber den anderen angehenden Sozialwissenschaftlern mit ihrer angeblichen Holzspielzeugvergangenheit gut gehütet habe. „Na los, fahren Sie doch mal mit!"
Die Maschine brummt los. Sand weht mir ins Gesicht, während ich aus dem Turm schaue. Ich bin baff. Offenbar sind mir Motoren doch nicht so egal, wie ich gedacht habe. Zehn Minuten und mehr als 100 Liter Sprit später steige ich mit wackeligen Beinen aus. Toll, denke ich mir. Was für ein Koloss! Vielleicht sollte ich mir doch ein Auto kaufen - dann aber nur ein großes, schweres, das nach Diesel stinkt. Alles andere ist Holzspielzeug.
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