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Reales Leben in 3-D: Kölner Obdachloser ist Held im Video-Spiel

Köln - Die Helden in Videospielen sind groß, breit und stark - anders ist das im 3-D-Spiel ,,Outcasted" (deutsch: Verstoßen), das sechs Kölner Studenten entwickelt haben. Hier ist der Kölner Obdachlose Paul (47) Held des Spiels.

Pauls wahres Leben verlief tragisch: Wegen einer Medikamentensucht verlor der Elektro-Ingenieur und Ford-Angestellte seinen Job, landete mit Hund Puma (11) auf der Straße. Obdachlos ist der krebskranke Kölner seit acht Jahren, meist hält er sich am Heumarkt auf, hat guten Kontakt zu einigen Geschäftsleuten - einem Filialleiter reparierte er mal die Waschmaschine.

Die Nächte verbringt er, wenn nicht draußen, dann bei Freunden. Der Kampf mit der Sucht ist schwer.

Letztes Jahr traf Paul auf den Design-Studenten Onat Hekimoglu (27). Sie kamen ins Gespräch, Hekimoglu notierte Pauls Geschichte.

,,Schließlich erlaubte er mir, sein Leben zum Videospiel zu machen", sagt er. Mit Studienfreunden entwickelte Hekimoglu dann ,,Outcasted", die Gruppe gewann dafür den ,,Preis des guten Spiels" in Paris.

Pauls Welt erlebt der Spieler durch die 3-D-Brille: der Spieler sitzt als Obdachloser auf der Straße, trifft auf Passanten. Im Spiel kann er mit ihnen sprechen, manchmal geben sie ihm Geld, oft wird er nur ignoriert.

,,Outcasted"-Mitentwickler Ilja Burzev (25): „Wir sind froh, Obdachlosigkeit zum Spiel gemacht zu haben. Die meisten Spiele in der Branche sind ziemlich flach, behandeln keine ernsten Probleme." ,,Outcasted" ist anders, das Spiel kämpft für Mitgefühl mit den Menschen am Straßenrand.

Auch Paul erhofft sich Besserung: „Die Akzeptanz von Obdachlosen hat stark abgenommen - hoffentlich ruhen sich die Studenten jetzt nicht einfach auf ihrem Preis aus." Mehr Infos auf outcastedgame.com

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