Petrina Engelke

Freie Journalistin, Greenport

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Artikel

Ein Bleistiftladen für New York (und den Rest der Welt)

Caroline Weaver hat in New York einen Bleistiftladen eröffnet.

Viele Menschen messen ihre Arbeit in Stunden. Andere lesen am Kontostand ab, was sie geleistet haben. Am Muskelkater. Oder an der Anzahl der Brote, die aus dem Ofen kommen. Caroline Weaver misst ihre Arbeit in Bleistiften.

Jeden Montag zieht sie einen neuen Bleistift aus der Schublade. Für den Rest der Woche soll er stets in der Nähe ihres Denkzentrums bleiben; während Caroline über den College-Campus läuft, wippt er in ihrem Pferdeschwanz mit, griffbereit für jede Notiz, jede Skizze, jede Nachricht. Kleiner und kleiner wird er dabei, schließlich verschwindet er. In einem datierten, durchsichtigen Umschlag nämlich, fein säuberlich an die Wand genagelt.

„Es war erstaunlich, was nach ein paar Monaten an dieser Wand hing", sagt Caroline. „All die Bleistifte aus diesen vielen Wochen zu sehen war ein toller Gradmesser dafür, wie produktiv oder kreativ ich war."

Dieser Arbeitsmengenmesser wachte über Carolines Atelier, als sie in London Kunst studierte. Inzwischen wohnt sie in New York, der Pferdeschwanz ist einer Natalie Wood-Frisur gewichen, es hängen auch keine Bleistifttüten mehr an der Wand. Das wäre reine Platzverschwendung: Caroline hortet heute schließlich viel, viel mehr Bleistifte als je zuvor.

Tagebucheintrag, Einkaufszettel, Briefe - ständig schreibt Caroline in graphitgrau. Nur für die Unterschrift unter einem Scheck nimmt sie einen anderen Stift zur Hand. „Es ist schön, etwas zu benutzen, das es schon so lange gibt und das im Prinzip gleichgeblieben ist", sagt Caroline. „Die Menschen vor hundert Jahren haben genauso geschrieben wie ich jetzt. Das kann man beim Benutzen eines iPhones nicht sagen."

Ein Laden voller Bleistifte


Bleistifte stehen bei ihr in Gläsern zusammengepfercht auf reihenweise Regalbrettern, liegen in einer Schublade mit Trennwänden, stapeln sich höchst ordentlich in Schachteln. Einen trägt sie als ellenlange Tätowierung auf dem Unterarm. Ein paar seiner hölzernen Kollegen hängen derweil tatsächlich wieder an einer Wand - sie sind die Promis unter Carolines Bleistiften, unter Glas ausgestellte Sammlerstücke mit Geschichte. Und mit Preisschild.

„CW Pencil Enterprise" steht draußen an der Tür. Im März hat Caroline auf einer verhältnismäßig ruhigen Straße der Lower East Side einen  Bleistiftladen eröffnet. Unterdessen versucht eine Handvoll Aktivisten, die Stadt vor der Gleichförmigkeit der großen Ketten und die kleinen Buch- und Plattenläden, Schuster oder Hutläden vor dem Verschwinden zu retten. Fachgeschäfte haben in New York einen schweren Stand.

Aber Caroline setzt sich fast jeden Tag vor einen roten Samtvorhang und verkauft Bleistifte. Die kosten zwischen 25 Cents und fünf Dollar, von den historischen Schätzen einmal abgesehen. Da kann sie gleich mal mit einem besonders spitzen Bleistift rechnen: Damit der Umsatz Laden und Leben in New York trägt, ...


Weiterlesen im Original - unter anderem über Caroline Weavers Geschäftsmodell, ihre Berufserfahrung (sie gründete ihre erste Firma bereits in der Highschool) und das Grab eines deutschen Bleistiftfabrikanten in New York. Plus selbstverständlich die Adresse des Ladens für diejenigen, die diesen Artikel als Reisetipp nutzen möchten.


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