petra lasar

Freie Journalistin und PR-Beraterin, Rösrath

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Lichtlinien für neue Metro von UNStudio

Qatar baut derzeit ein gigantisches U-Bahn-Netz, das den Großraum Doha mit vier Linien erschließen wird. Die Beleuchtung integriert sich geschmeidig in die Gewölbearchitektur im Innenraum der Bahnhöfe und betont den kulturellen Kontext, den UNStudio und die Architekten der Doha Metro in der Formensprache zum Ausdruck bringen. Modern, freundlich und lichtdurchflutet empfangen die Metrostationen der neuen U-Bahn in Doha die Fahrgäste.

In den Bahnhöfen der Doha Metro integrieren sich die Linearleuchten von iGuzzini geschmeidig in die Gewölbearchitektur. Die Beleuchtung betont den kulturellen Kontext, den UNStudio und die Architekten der Doha Metro in der Formensprache zum Ausdruck bringen. Bildquelle: Nigel Downes Die Abdeckung der dreidimensional verformbaren Linearleuchte, die es zuvor noch nie gegeben hatte, zeigt selbst bei Längen von 30 bis 40 Metern am Stück keinerlei Nahtstellen und fügt sich somit in das ästhetische Konzept. Bildquelle: Nigel Downes Wilfried Kramb von ag Licht entwickelte einen Masterplan, der die vielfältigen Typologien der Doha-Metro-Stationen vom Durchgangs- bis zum Endbahnhof 25 Kilometer Lichtlinie von iGuzzini sind inzwischen in Doha in 29 der insgesamt 35 Bahnhöfe des ersten Bauabschnitts in Betrieb und erfreuen die Reisenden mit gutem Licht und einem dekorativen Erscheinungsbild; beides detailverliebt von ag Licht und UNStudio erarbeitet und von iGuzzini entwickelt und realisiert. Bildquelle: Nigel Downes Die Brennbarkeit des Materials war auszuschließen, da die Lichtlinien häufig bereits kurz über Bodenhöhe beginnen. Eigens für dieses Projekt entwickelte iGuzzini eine patentierte nicht brennbare Silikonabdeckung als nahtlose Rollenware. Bildquelle: Nigel Downes

Gleichzeitig spürt der Reisende sofort das Flair des alten Orients, mit dem UNStudio und das Architektur-Department der Doha Metro gekonnt eine Brücke zwischen Tradition und Moderne schlagen. Die dynamisch als hohe organische Gewölbe ausgebildeten Empfangsräume, die an Nomadenzelte erinnern, werden vollflächig von eigens für das Projekt entwickelten unifarbenen Wandfliesen mit kleinmaßstäblicher Reliefstruktur geziert. Dem Betrachter kommt die Kunst des Mosaiks in den Sinn, die sich in den traditionellen Bauten des Orients großer Beliebtheit erfreut. Den Gewölbeverläufen folgen homogene Lichtlinien, die den von der Architektur angestrebten regionalen Kontext betonen, den Raum in ein weiches diffuses Licht hüllen und ihn zusätzlich aufweiten.

Mit dem neuen U-Bahn-Netz will Qatar den Bewohnern des Großraums Doha und der Städte Al Khor im Norden und Al Wakrah-Mesaieed im Süden der Hauptstadt eine zuverlässige Alternative zu privaten Verkehrsmitteln bieten. 33 Stationen sind bislang fertiggestellt worden; 60 weitere sollen im zweiten Bauabschnitt folgen. Das neue U-Bahn-Netz ist Teil eines ehrgeizigen Projekts, zu dem auch ein grenzüberschreitendes Fernstrecken-Netz für Passagier- und Güterzüge sowie ein Straßenbahn-Netz mit vier Linien für die noch im Bau befindliche Küstenstadt Lusail gehören werden.

Identitätsstiftendes Markenhandbuch von UNStudio

Bauweise und Gestaltung der Bahnhöfe orientieren sich an einem architektonischen Markenhandbuch, das UNStudio in Kooperation mit Doha Metro entwickelt hat. Es enthält Gestaltungsleitlinien, Architekturdetails und Materialübersichten, um den ausführenden Generalunternehmern den Weg zu einem einheitlichen Erscheinungsbild zu weisen. Mit Blick auf die Etablierung des Doha-Metro-Netzes als weltweite Referenz für die Dienstleistung des öffentlichen Verkehrswesens, die den Nutzern und der Umwelt gleichermaßen zugute kommt, bezieht das Konzept zugunsten einer einheitlichen Architektursprache auch alle funktionalen und technischen Aspekte der Bahnhöfe und des Liniennetzes integrativ ein.

ag Licht entwarf Sonderkonstruktionen und begleitete die Lösungsfindung

Ähnlich wie UNStudio ging Wilfried Kramb von ag Licht nach Beauftragung durch die Archi-tekten bei der Entwicklung seines Beleuchtungskonzepts vor. Da es bei den Bahnhöfen unterschiedliche Typologien gibt, entwickelte er einen Masterplan, der jedem Typus - vom Durchgangsbahnhof bis zum Endbahnhof - das entsprechende Sub-Konzept zuordnet. Gleiches geschah bzgl. der sich wiederholenden unterschiedlich großen Gewölbeformen. Fünf kompetente Leuchtenhersteller waren eingeladen, Lösungen für die von Wilfried Kramb entworfenen Sonderkonstruktionen - eine in das Deckensystem integrierbare Dreiecksleuchte, eine Lichtdecke für tageslichtähnliche Aufhellung und die dreidimensional verformbare Linearleuchte - zu entwickeln. Mit größter Spannung wurde das Design Letzterer erwartet, da es Vergleichbares bis dato nicht gegeben hatte. Das Hersteller-Briefing durch ag Licht enthielt weitere wesentliche Voraussetzungen, die für Erfolg oder Scheitern aus-schlaggebend waren. So durfte die Abdeckung der Linearleuchte selbst bei Längen von 30 bis 40 Metern am Stück aus ästhetischen Gründen keinerlei Nahtstellen zeigen, sondern musste komplett durchgängig sein. Die Brennbarkeit des Materials war auszuschließen, da die Lichtlinien häufig bereits kurz über Bodenhöhe beginnen. Allein der Kontakt mit einer brennenden Zigarette wäre ein Fiasko. Ein hoher Vorfertigungsgrad war ausschlaggebend, da die Realisierungsphase der Gebäude zeitlich knapp bemessen und somit eine kurze Montagedauer erforderlich war. Die Einbauhöhe durfte 6 cm nicht überschreiten. Und schließlich gab ag Licht die Lichtleistung vor, die das Kölner Planungsbüro zuvor für alle Bereiche ermittelt hatte. Unter intensiver Begleitung und Betreuung seitens der Lichtplaner begann der Wettlauf unter den Herstellern.

iGuzzini überzeugte mit nicht brennbarer patentierter Silikonabdeckung

iGuzzini konnte sich am Ende mit der überzeugendsten Lösung behaupten, die als Basis einen Lichtkanal und als Abdeckung Silikon verwendet. Nicht weniger als 30 Mitarbeiter in der Unternehmenszentrale in Recanati waren in die Entwicklung involviert. Die patentierte nicht brennbare Abdeckung war eigens für das Projekt als nahtlose Rollenware entwickelt worden. Innerhalb von nur sechs Monaten baute der italienische Premiumhersteller für Architekturbeleuchtung ein Mock-Up, das er 2015 präsentierte. 2016 folgte ein zweites, in dem sich die Lichtlinie als äußerst flexibel und leistungsstark erwies. Die finale Entscheidung für iGuzzini fiel aufgrund der herausragenden Eigenschaften des Systems - wie die Erfüllung der Licht- & Design-Spezifikation -, die einfache Montage und die Sicherheit des Profils (Glow-Wire-Test 960°C). Auch die enge Zusammenarbeit mit den Partnern vor Ort kam dem Unternehmen zugute, denn dadurch konnte der Hersteller schnell agieren. Doch es gibt durchaus noch weitere Vorzüge der dimmbaren Profilleuchte made in Italy. Denn die Leuchte ist nach Aussage ihres Urhebers Wilfried Kramb, der ihr eine technisch und im Detail hochversierte Lösung attestiert, komplett im Sinne des Entwurfs. Der Lichtkanal aus weißem Polymer wird einfach in die Edelstahlfedern in den organisch verlaufenden Gewölbeschlitzen gesteckt, um sich dort festzukrallen. Anschließend werden die LED-Leuchtmittel mühelos eingeklickt und mit der Abdeckung versehen. Einfacher und schneller geht es kaum. Außerdem hat der Bauherr die Wahl, neben einer weißen Lichtfarbe von 4000 K auch RGB, Tunable White oder weiteres einfarbiges Licht zu nutzen.

25 Kilometer Lichtlinie von iGuzzini sind inzwischen in Doha in 29 der insgesamt 35 Bahnhöfe des ersten Bauabschnitts in Betrieb und erfreuen die Reisenden mit gutem Licht und einem dekorativen Erscheinungsbild; beides detailverliebt von ag Licht und UNStudio erarbeitet und von iGuzzini entwickelt und realisiert.

Bauherr: Doha Metro Masterplan Architektur: UNStudio, Amsterdam Masterplan Beleuchtung: ag Licht, Köln Linearleuchten: iGuzzini Illuminazione, Recanati

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