Peter Eichhorn

Freier Journalist und Autor / Kulinarik, Reise, Berlin

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Ein Stück Japan in Berlin: Die "Nomu Sake Bar" - Falstaff

Klein und unscheinbar wirkt der Altbau-Eingang in Berlin-Wilmersdorf. Nur allzu leicht läuft man daran vorbei, wäre da nicht der typische "Noren" jener kleine Vorhang im Türrahmen, der in so vielen japanischen Gaststätten verrät, dass geöffnet ist. "Nomu" bedeutet "Trinken" auf Japanisch, und die Betreiber bezeichnen ihr Lokal bescheiden als Sake Bar und Izakaya, also jene beliebte Gastronomiegattung im Reich der aufgehenden Sonne, in der nach Feierabend zu mehr oder minder anspruchsvollen Häppchen, Bier, Sake oder Highballs gereicht werden.

Und tatsächlich bietet das "Nomu" eine sorgfältig kuratierte Getränkeauswahl mit japanischen Destillaten von Whisky bis Shochu, Craft-Bier und insbesondere Sake. Doch sobald die Gäste die ersten Gerichte verzehren, wähnen sie sich in einem wahren Paradies japanischer Küchenkunst. Nur ein Dutzend Gäste finden Platz an den massiven Holzbalken, die den Tresen bilden. Über den Köpfen leuchten ulkige Lampen in Vogelgestalt und lenken den Blick zur Decke, die mit knapp 1.000 der traditionellen quadratischen Masu-Holzkästchen bestückt ist, aus denen historisch Sake getrunken wird.

Die Farbgestaltung der Wände aus Blau und Beige scheint Erde und Himmel in den kleinen Raum einzuladen. Und rasch fühlen sich die Gäste dann auch in einem kulinarischen Himmel. Es ist nicht verkehrt, sich mit dem Omakase-Menü in die Hände der Küchenchefin zu begeben. Das Menü erinnert an den Kaiseki-Style, der sich an der Jahreszeit orientiert, bei dem die Gänge über den Abend eine Balance aus Zutaten, Garmethoden und optischer Verführung bedeuten. Roh, fermentiert, gedünstet und gebraten, treffen auf Dashi, Yuzu, Nori und Wasabi. Pikant, Umami, frisch. Der Gaumen wird genauso stimuliert wie das Auge.

Köstlich der Eierpudding mit Shiitake-Pilzen, Krabbenfleisch, Gingko-Nüsse und Lachskaviar. Herrlich traditionell das Dreierlei von Aal auf Reis mit diversen Würzoptionen ringsherum. Der Seeigel und der Thunfischbauch zeigen die herausragende Produktqualität des "Nomu" und das Sake-Vanilleeis-Dessert zeigt die Kreativität der Küche. Mit 105 Euro schlägt das Omakase-Menü zu Buche. Angeraten sei zusätzlich noch die Sake-Begleitung zu 40 Euro, die kenntnisreich und liebevoll präsentiert wird und sehr abwechslungsreiche Facetten bietet. Selbstverständlich ist auch eine à la carte Bestellung möglich.

Ein Abend im "Nomu" entführt die Gäste in die schönste Form japanischer Gastlichkeit, bietet elegante Kulinarik und lässt den grauen Berliner Alltag für ein paar Stunden vergessen. Wer den geheimnisvollen Noren einmal entdeckt hat, wird ihn garantiert bald wieder aufsuchen wollen.

Nomu Sake Bar Ludwigkirchstraße 3, 10719 Berlin Mittwoch bis Sonntag 18 bis 22 Uhr nomusakebar.de

Das japanische Nationalgetränk bekommt seine eigene Veranstaltungswoche in der deutschen Hauptstadt - mit zahlreichen Events sowohl online...

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