Die Hamburger Buddelship Brauerei würde kürzlich drei Jahre alt. Peter Eichhorn hat sich anlässlich des Jubiläums für Bier, Bars & Brauer mit Gründer Siemsglüss unterhalten.
Der Name der jungen Buddelship Brauerei versteckt sich sprichwörtlich im Bier fassenden Glasgehäuse. Denn ein Flaschenschiff - auch Buddelschiff genannt - zu bauen, erfordert ein hohes Maß an Geschick und ein nicht minder wichtiges Maß an Geduld. Nach drei Jahren ist Zeit für eine Bilanz. Für das Brauen von Bier und ein vernünftiges Unternehmenskonzept, das Bier konstant in einem Markt zu etablieren, sind die gleichen Fähigkeiten und Tugenden vonnöten. Folgerichtig also, dass Simon Siemsglüss sein Brauprojekt in Hamburg mit dem Namen „Buddelship" versehen hat.
Im Jahr 2014 hat der heute 41-jährige das erste Bier herausgebracht. Daher gab es Ende Mai nun auch eine kleine Feier, um das dreijährige Bestehen von „Buddelship" würdig zu zelebrieren. „Die drei letzten Jahre sind rasend schnell vorbeigegangen", erinnert sich Siemsglüss. Gleichsam bedeuteten diese Jahre in der deutschen Craft-Beer-Welt einen gewaltigen Schritt nach vorn und eine gewaltige Entwicklung der Bierkultur. Zu dieser Entwicklung hat Siemsglüss mit seiner ruhigen, angenehmen Art, seiner bemerkenswerten Beständigkeit und nicht zuletzt - eher zuvorderst - mit seinen hervorragenden Bieren beigetragen.
Spider Monkey und SauerkrautSein ständiges Sortiment trennt er in zwei Bereiche. Einmal der „Heimathafen", wo er traditionelle heimatliche Bierstile einsortiert und darunter Pils, Weißbier, Schwarzbier und Rotbier anbietet. „Auf See" kommen dann internationale und somit vielfältige Einflüsse hinzu, die sich in Braustilen wie Pale Ale, India Pale Ale, Baltic Porter und Saison belgischer Prägung bemerkbar machen. Dazu kommen immer wieder saisonale Sondersude und auch Kuriositäten, die er mit befreundeten Brauern und Genussmenschen ausheckt.
Ein herausragendes Bier ist beispielsweise sein „Spider Monkey", ein Coffee IPA, bei dem der Hamburger Kaffeeröster „Playground Coffee" Kaffeebohnen der Sorte „Dirty Berry" aus Äthiopien beisteuerte, die dann mit in den Sud kamen und gemeinsam mit den Hopfensorten Equinox, Aramis und Columbus eine herausragende Aromatik mit zahllosen Facetten hervorbrachte. Auch ulkige Experimente mit Sauerkraut im Bier oder seine Interpretation einer Berliner Weiße zusammen mit dem Berliner Brauer Johannes Heidenpeter, konnten sich sehen lassen.
Obergärig sitzt wie wie untergärigDer Brauer und Unternehmer zählt nicht zu den lauten Protagonisten der aktuellen Bierszene. Er benötigt kein Getöse, gepaart mit krawalligen Aktionen und deftig überhopften Bieren, um kurzfristig aufzufallen. Siemsglüss möchte lieber dauerhaft überzeugen. Sehr überzeugend gelang ihm dies bereits im Rahmen des „Mixology Taste Forum" (MTF). Die Verkoster kürten bereits zwei Biere der Buddelship Brauerei zu Testsiegern. Das Mitschnagger Pils und das Kohlentrimmer Schwarzbier überzeugten auf ganzer Linie und erreichten in der strengen Blindverkostung beste Bewertungen. Bei den beiden Bieren handelt es sich ausgerechnet um untergärige Biere.
Die meisten Quereinsteiger und Teilzeitbrauer versuchen sich zunächst an obergärigen Bierstilen, insbesondere an Pale Ale und IPA. Diese Bierstile sind weniger empfindlich, was den Brauvorgang anbelangt. Sie können bei höheren Temperaturen erzeugt werden und wenn das Endprodukt nicht ganz optimal gelingt, so kann eine zusätzliche Handvoll Hopfen während der Kalthopfung, die Nase des oberflächlich interessierten Biertrinkers in die Irre führen.
So etwas kommt bei Simon Siemsglüss nicht vor. Er beherrscht die Bierstile souverän. Obergärig, wie untergärig. Seine Sude beweisen verlässliche Qualität. Wem ein Bier der Buddelship Brauerei vor einem Jahr geschmeckt hat, dem wird der frische Sud auch jetzt wieder schmecken. Beständigkeit bei der Qualität der verschiedenen Brauvorgänge ist ein Markenzeichen des geradlinigen Hamburgers, der international bereits so Einiges an Erfahrung gesammelt hat, beispielsweise in China oder Großbritannien. Insbesondere London prägte den Brauer. „Meine Erfahrungen aus London fliessen stark in meine Arbeit ein. Ich war zu einer Zeit dort, da ging es dort erst los. 2010 gab es ungefähr fünf Brauereien in London. Die Anfänge habe ich sehr bewusst mitbekommen und dabei gesehen, wie schnell sich so das Phänomen Craft Beer entwickeln kann."