Paul Noah Gross

Student / Online-Journalist, Bergisch Gladbach

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Kommentar: Die „Europa League 2" ist der Höhepunkt einer absurden Entfremdung

Ab der Saison 2021/22 wird, neben Champions League und Europa League, die „Europa League 2" ausgespielt. Die UEFA hat mal wieder einen Weg gefunden, ein paar Fußballspiele mehr zu veranstalten.

Neu ist das nicht, im Gegenteil: Schon mit Einführung der Champions League in den frühen 1990er-Jahren wurde die Anzahl der internationalen Spiele drastisch erhöht. Dass die sogenannte Königsklasse durch reformierte Gruppen- und K.O.-Phasen zu einer geschlossenen Gesellschaft wurde, in der immer wieder die gleichen reichen Teams Richtung Finale streben - geschenkt. Die TV-Verträge werden ja nicht kleiner.


Die Europa League als „Best of the rest"-Kick


Die ursprüngliche Idee von europäischen Duellen der nationalen Meister und Pokalsieger wurde 2010 endgültig ad absurdum geführt, als man sich entschloss, die mit 48 Mannschaften völlig aufgeblähte Europa League ins Leben zu rufen - als „Best of the rest"-Kick derjenigen, die nicht ernsthaft um nationale Meisterschaften mitspielen, in der Gruppenphase angereichert mit Serienmeistern aus Weißrussland oder Bulgarien.

Mehr Spiele, mehr Zuschauer, mehr Geld. Diese Rechnung geht für die großen Verbände auf. Bisher.

Neu ist die absurde Geschwindigkeit, mit der sich FIFA und UEFA Wettbewerbe und Aufblähungen einfallen lassen. Auf die vor zwei Jahren eingeführte, krumme Europameisterschaft mit 24 Mannschaften folgte die in vier Ligen und zwölf Gruppen organisierte „Nations League" der Nationalmannschaften. Eine Ausweitung der völlig belanglosen Club-WM auf 24 Mannschaften steht offenbar bevor, auch die Global Nations League ist in Planung.


Kommerz statt Relevanz


Die „Europa League 2" als Wettbewerb, der den drittbesten Europacup-Sieger des Jahres ermittelt, ist vorläufiger Höhepunkt dieser Entwicklung. Angepfiffen wird Donnerstagnachmittags um 16.30 Uhr. Quantität statt Qualität, Kommerz statt Relevanz.

Figuren wie Michel Platini, Aleksander Čeferin oder Gianni Infantino werden längst nicht mehr als Vertreter ihres Sports wahrgenommen, sie sind zu Symbolen für Entfremdung, Manipulation und Korruption im Fußball geworden. In Zeiten von „Football Leaks" und WM-Vergaben nach Russland und Katar ist das Massenprodukt Fußball der ernsthaften Gefahr ausgesetzt, als solches erkannt zu werden.

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