Es soll einer der größten Gefangenenaustausche seit Beginn des Krieges sein. Am Montag sind 108 ukrainische Frauen aus russischer Gefangenschaft freigekommen. Im Gegenzug ließ die Ukraine 110 Russen gehen. Die Übergabe fand an einer Brücke in der Region Saporischschja statt.
Viktoria Obidina, Sanitäterin im Azov Battalion
»Bis zum letzten Moment wussten wir nicht, dass wir ausgetauscht werden sollten. Wir wurden heute in ein Flugzeug gebracht. Als wir dann im Auto saßen und die Straße sehen konnten, wurde uns klar, dass wir nach Saporischschja fahren würden. Wir waren so glücklich, dass wir es immer noch nicht glauben konnten. Bis wir (die Frontlinie) überquert hatten und in unseren Bussen saßen, konnten wir es überhaupt nicht glauben.«
»Ich werde zu meiner Tochter gehen. Ich möchte sie so gerne sehen.«
Es ist der erste bekannte Austausch, bei dem von russischer Seite aus nur Frauen freigelassen wurden. Nach ukrainischen Angaben waren einige von ihnen bereits jahrelang in Haft. Sie sollen 2019 in der Ostukraine von russischen Separatisten festgenommen worden sein. Der ukrainische Leiter des Präsidialamts Andrij Jermak äußerte sich auf Telegram. Ihm zufolge gehören 37 Frauen zu jenen Ukrainern, die sich nach den wochenlangen Kämpfen um das Stahlwerk Asowstal in Mariupol mit den verbleibenden Verteidigern ergaben und anschließend in russische Gefangenschaft gerieten.
Über die körperliche und psychische Verfassung der Ex-Gefangenen ist bisher nichts bekannt. Nach ukrainischen Angaben werden die freigelassenen Frauen nun medizinisch untersucht und behandelt. Danach dürfen sie zu ihren Familien.
Viktoria Obidina, Sanitäterin im Azov Battalion
»Ich werde meine Mutter und meine Tochter sehen. Ich weiß nicht, einen Job finden, irgendeinen Job, ich weiß es nicht. Ich habe keine Ahnung, was ich in Zukunft machen werden.«
Das russische Verteidigungsministerium bestätigte den Austausch. Unter den 110 freigelassenen Russen seien 72 Seeleute, deren Schiffe im Februar festgesetzt wurden. Russland äußert sich selten offiziell zu dem Austausch von Kriegsgefangenen. Der letzte große Gefangenenaustausch fand Ende September statt und umfasste nahezu 300 Menschen.
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