Kunst und Krypto - wie geht das zusammen?
NFTs versetzen die Kunst-Welt seit Monaten in helle Aufregung! Es fließt eine Menge Geld - dabei wird „nur" digitale Kunst gehandelt, keine eingerahmten Bilder oder auf Sockel aufgestellte Statuen.▶︎Jüngster NFT-Hammer bei Christie's am vergangenen Dienstag: Bei einer Auktion kaufte jemand eine virtuelle, in einem Glaskasten laufende Figur (Titel: „Human One") von Digital-Künstler Beeple - für 28,9 Millionen US-Dollar (umgerechnet 25,3 Millionen Euro)!
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▶︎ Künstler Beeple ist es auch, der das bislang teuerste NFT aller Zeiten erschaffen hat: Im März 2021 ging sein Werk „Everydays: the First 5000 Days" für über 69 Millionen Dollar (60 Millionen Euro) über den virtuellen Ladentisch.
Ist das wirklich Kunst? Ja klar, sagt Sotheby's, das berühmteste Auktionshaus der Welt.BILD sprach mit Sotheby's-Europa-Chef Sebastian Fahey. Er sagte: „Digitale Kunst und NFTs sind Teil der Kunstgeschichte! Fragen Sie mich in fünfzig Jahren noch einmal, aber im Moment haben wir das Gefühl, dass wir an der Schwelle zu etwas stehen, das die Zukunft des Marktes bestimmen könnte".
Beeple, der mit bürgerlichem Namen Mike Winkelmann heißt, hatte selbst lange Zeit Zweifel, ob es sich bei NFTs nicht vielleicht nur um einen kurzlebigen Hype handelt. Er fürchtete das Platzen der Blase. Heute, nach vielen weiteren Millionen-Deals, nicht mehr.
Die Frage drängt sich auf: Wie kommen diese irren Millionen-Summen für NFTs zusammen? Schließlich kann jeder, der einen Internetzugang hat, die Werke sehen.Die Antwort lautet ähnlich wie bei einem Van Gogh, der im Museum hängt: Sehen kann ihn jeder, besitzen kann ihn trotzdem immer nur einer (genauer: eine natürliche oder juristische Person).
Eben nicht nur digitale DatenMit Gutscheinen online sparen
Ein NFT (Abkürzung für „non-fungible token") ist eine Art digitales Echtheitszertifikat zur Unterscheidung von Original und Kopie eines am Computer erstellten Kunstwerks.
Es kann zwar beliebig viele identische Kopien des Gegenstands geben, aber nur das eine mit dem Zertifikat kann als das Original gelten - ähnlich wie bei Van Goghs Sternennacht, das sich jeder als Wandkalender zu Hause aufhängen kann, auch wenn er das echte Bild - das einzige wertvolle - nicht besitzt.
Hinterlegt ist dieses Zertifikat in der Blockchain - wie die Kryptowährungen Bitcoin und Co. (mehr Details dazu ).
NFT-Kunstwerke sind eben nicht nur digitale Daten - genauso wenig, wie ein Van Gogh nur aus Ölfarben und einer Leinwand besteht.Trotzdem Wahnsinn: Der Gesamt-Umsatz der größten Online-Marktplätze für NFTs in den vergangenen zwölf Monaten übertraf 8,5 Milliarden Euro.
Porsche fördert NFT-KunstKlar, dass auch die Mäzene - Kunst-Sponsoren - schon auf den Hype anspringen. Sportwagen-Bauer Porsche zum Beispiel mietet mit der König Galerie Berlin weltweit Werbeflächen, um NFT-Kunst auszustellen.
Eine Porsche-Sprecherin zu BILD: „Wir sehen NFT als ein innovatives Zukunftsfeld mit wachsender Bedeutung. Digitale Plattformen liefern vor allem Nachwuchskünstlern neue Möglichkeiten, um eine breite Zielgruppe anzusprechen".
Heißt übersetzt: Porsche fördert Kunst, was ja gut fürs Image ist, spart sich aber die Transportkosten der Werke - und kann Bilder etwa am Times Square zeigen statt in geschlossenen Ausstellungsräumen. Nike erstellt virtuelle SneakerN︎FT-Technik kann für alles verwendet werden, was einen Sammler-Wert hat. Beispiel Sneaker - selbst, wenn sie gar nicht wirklich existieren! Es gibt NFT-Künstler, die Sneaker vergöttern und kreativ immer neue Modelle entwerfen, die nie in echt produziert werden. Aber auch Sportartikel-Hersteller Nike reichte schon mehrere Patente für virtuelle Turnschuhe als NFTs ein.
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▶︎ Ein denkbarer Plan für Nike: Irgendwann virtuelle Sneaker verkaufen, die von Figuren in Computerspielen getragen werden. Wie bei Kunst geht's den Käufern eben um Prestige, so das Kalkül.
Ob mit NFT oder ohne: Der Kunstmarkt ist eben bizarrWeiteres irres Beispiel aus der Kunst-Szene: Supermodel Emily Ratajkowski (30) wurde vor einigen Jahren auf einem Gemälde von US-Künstler Richard Prince (72) verewigt, einem Vertreter der sogenannten „Appropriation Art" („Aneignungs-Kunst"). Er druckte einfach ein Instagram-Post mit einem Bikini-Bild von ihr auf eine Leinwand.
Ratajkowski klagte darüber, Prince habe ihr Bild „geklaut", sie wolle es „zurück" - und kaufte das Werk im vergangenen Jahr für läppische 81 000 Dollar. Ein lohnendes Investment: Denn im Mai 2021 ließ sie sich vor ihrem Gemälde fotografieren - und prompt entstand damit ein neues Kunstwerk, das sie als NFT „verbrieft" bei Christie's versteigerte. Erlös: 175 000 Dollar! Heiß oder Sch**ß? Wie immer bei Kunst gilt eben auch bei NFTs: reine Geschmacksache ...