Nora Koldehoff

Freie Autorin / Freie Journalistin, Köln

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Artikel

Lesestoff: Sommerabenteuer

Ein Sommer, der alles verändert. So oder ähnlich steht es auf vielen Buchrücken, in der die Hauptperson schlussendlich an ihren Erlebnissen wächst. Der Sommer dient als Setting für auffallend viele Coming-of-Age-Romane. Dazu noch ein wenig Nostalgie der jeweiligen Zeit und schon hat man die perfekte Lektüre für einen Ausflug an den Badesee oder ins Freibad. Hier einige Vorschläge für die nächste Sommerlektüre.

Kirsten Fuchs

Mädchenmeute / Mädchenmeuterei

„Mädchenmeuterei" ist der Nachfolgeroman des Buchs „Mädchenmeute" von Kirsten Fuchs, Lesebühnengröße in Berlin. Wer beide noch nicht kennt, sollte sich darum unbedingt das doppelte Vergnügen gönnen. Beide Bücher haben die gleiche Erzählstimme: Charlotte Nowack, im ersten Roman fünfzehn Jahre alt, im zweiten gerade sechzehn geworden, ist schüchtern und introvertiert. Was sie erlebt und fühlt, seziert sie in mikroskopischer Weise. Charlottes Blick und ihr Sound machen einen großen Teil des Sogs der beiden Romane aus - gerade weil sie sich nicht einfach entschlossen ins Abenteuer stürzt. Ihre Selbstzweifel und Reflexionen klingen so nachvollziehbar wie authentisch, sind überaus unterhaltsam und kurzweilig erzählt.

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Benedict Wells

Hard Land

„In diesem Sommer verliebte ich mich und meine Mutter starb." Gleich der erste Satz von Benedict Wells Roman fasst den Plot der Geschichte zusammen. Sam ist fünfzehn und lebt in Grady, einer Kleinstadt in Missouri. Wie die meisten Jugendlichen will er vor allem eines, nämlich weg von dort. Zäh ziehen sich die Tage, und da der Roman Mitte der Achtziger Jahre spielt, kann von Ablenkung durch Smartphones keine Rede sein. Sam beginnt, im Kleinstadtkino zu jobben und freundet sich dort mit den drei anderen Jungen an; erst nur in ihrer Mitte geduldet, später wertgeschätzt. Er verliebt sich in Kirstie, deren Vater das Kino gehört und die ein Wort erfunden hat, das die Grundstimmung des Romans zusammenfasst: Euphancolie, eine Mischung aus Euphorie und Melancholie. Denn die erste Verliebtheit Sams trifft zusammen mit dem Sterben seiner Mutter.

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Christian Huber

Man vergisst nicht, wie man schwimmt

Der 31. August 1999 - der letzte Tag der Sommerferien. Hinter dem fünfzehnjährigen Pascal, der von allen nur „Krüger" genannt wird, liegen sechs lange Wochen, die er vor allem damit verbracht hat, zuhause auf kühlere Tage zu warten oder mit seinem besten Freund Viktor Playstation zu zocken. Schwimmen geht er nicht mehr, kann er nicht mehr und sich zu verlieben schließt er kategorisch aus. Bis er die rothaarige Jacky trifft, die als Messerwerferin zum Zirkus gehört, der gerade in der bayrischen Kleinstadt gastiert. Jacky scheint Ärger zu suchen und findet ihn auch immer wieder. Wie Pascal trägt auch sie ein Geheimnis mit sich herum und es dauert, bis sich die beiden einander anvertrauen.

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Jan Weiler

Der Markisenmann

Die fünfzehnjährige Kim lebt mit Mutter, Stiefvater und Halbbruder in einer Villa in Köln. Das klingt erstmal gut, aber Kim fühlt sich allein, unverstanden und ungeliebt. Sie klaut und vernachlässigt die Schule, schließlich scheint sich ja doch niemand dafür zu interessieren, was sie macht und wie es ihr geht. Als ihr Halbbruder durch ihre Schuld schwer verletzt wird, darf sie nicht mit der Familie nach Florida reisen; sie soll die Sommerferien bei ihrem leiblichen Vater Ronald Papen verbringen. Der wohnt mitsamt einem Lager voller alter Markisen in einer Industriehalle in Duisburg. Kim hat ihn seit 13 Jahren nicht mehr gesehen. Für die Jugendliche steht schon nach kurzer Zeit fest, dass sie dort nicht bleiben wird. Dann aber mag sie ihn doch, ihren Vater, einen schüchternen, kleinen Mann, der ihr zuhört und sie nicht bedrängt oder verurteilt.

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Ewald Arenz

Der große Sommer

Friedrich, genannt Frieder, besucht seine Heimatstadt und den dortigen Friedhof. Auf der Suche nach einem bestimmten Grab erinnert er sich an diesen einen Sommer in den frühen Achtziger Jahren, der ihn nachhaltig geprägt hat. 15 Jahre alt war er damals, als seine Eltern entschieden, dass er aufgrund seiner schlechten Zensuren nicht in den Familienurlaub mitfahren darf. Auf die Nachprüfungen soll er sich stattdessen unter der Aufsicht seines Großvaters vorbereiten, der streng und unnahbar ist - ganz anders, als die warmherzige Großmutter. Die düsteren Aussichten auf seine Ferien verbessern sich, als Frieder im Freibad Beate kennenlernt. Und auch die Geschichte der Großeltern enthüllt sich dem Heranwachsenden nach und nach. Frieder erlebt in diesem Sommer sowohl großes Glück, als auch Enttäuschung, Abschied und Schmerz.

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Horst Evers

Es hätte alles so schön sein können

Marco ist siebzehn und beobachtet eines Nachts zufällig, wie ein in Leder gekleideter Mann aus dem Fenster des Landbordells fliegt und auf einem Stein aufschlägt. Die junge Frau, die darauf aus dem Haus gerannt kommt, überredet ihn kurzerhand, gemeinsam mit ihr die Leiche und das Auto verschwinden zu lassen. Ergänzt wird die Runde wenig später von Marcos bester Freundin Mareike, was schnell in einen aberwitzigen Road-Trip mündet.

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Text: Nora Koldehoff

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