Nora Koldehoff

Freie Autorin / Freie Journalistin, Köln

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Artikel

Lesestoff: Queergelesen

Juni ist Queer-Pride-Monat. Wieder ein Thema, bei dem wir uns wünschen, die Welt wäre schon weiter. Es tut sich einiges, auch sprachlich. Aber leider wird der Zugewinn an Vokabeln von Vielen als Affront betrachtet - oder gar als Angriff auf die eigenen Werte. Worauf die Anmaßung fußt, anderen Menschen mitteilen zu wollen, wie sie „besser" zu fühlen und zu sein haben, bleibt dabei bis auf weiteres ungeklärt. Trans zu sein, bi, lesbisch, schwul, nicht-binär oder auch asexuell ist nun mal keine Entscheidung. Entscheiden kann man sich schließlich nur, zu sein, wie man eben ist. „Normalität" bleibt letztlich eine Behauptung. Trans Personen erfahren dabei oftmals besonders viel Ablehnung und Hass, manchmal sogar selbst aus der Queer-Community. Daher drehen sich die Juni-Bücher vor allem um das Thema Trans.


Anne Freytag: "Den Mund voll ungesagter Dinge"

Sophie ist siebzehn und muss sich in einem neuen Leben zurechtfinden. Bislang gab es nur sie und ihren Vater; die Mutter hatte die Familie verlassen. Als der Vater nun mit ihr von Hamburg nach München zur Freundin und deren Söhnen ziehen will, kann erst einmal nichts und niemand es Sophie recht machen - auch wenn sie in ihrer neuen Heimat sehr herzlich empfangen wird. Interessant wird es in München für Sophie erst, als sie die gleichaltrige Nachbarin Alex kennenlernt. Bald entwickelt sich zwischen den beiden mehr als Freundschaft und zu den sowieso schon verwirrenden Gefühlen kommen neue hinzu.

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Bernardine Evaristo: "Mädchen, Frau, etc."

„Mädchen, Frau etc." umreißt die Lebensgeschichten von 12 Schwarzen Frauen und Diversen in Großbritannien, von denen jeweils drei in engeren Beziehungen stehen. Die Erzählung beginnt mit der Regisseurin Amma, die ein Theaterstück am Royal National Theatre Premiere inszeniert und schließt mit dessen Premiere. 12 ganz unterschiedliche Lebenswelten werden in sehr eigenem Stil miteinander verwoben; darunter queere, lesbische, nicht-binäre und trans Perspektiven.

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Linus Giese: "Ich bin Linus"

„Ich bin Linus" ist eine autobiografische Erzählung: Linus Giese beschreibt seinen Weg zu sich selbst als Mann. Noch präziser formuliert er selbst es in seinem Untertitel: „Wie ich der Mann wurde, der ich schon immer war." Giese sagt diesen Satz mit 31 Jahren zum ersten Mal und erzählt seine Geschichte, die geprägt ist von Aufs und Abs, Selbstzweifeln, wie euphorischen Gefühlen, bürokratischen Hindernissen, Befreiung, Beklemmung, Solidarität und Freundschaft.

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Lisa Williamson: "Zusammen werden wir leuchten"

David hat gerade seinen vierzehnten Geburtstag gefeiert und sein wichtigster Wunsch ist gleichzeitig sein geheimster: David fühlt sich schon lange als Mädchen und weiß, dass es Zeit wird, mit den Eltern darüber reden - nur wie, das weiß David nicht. An der Schule lernt David den wenige Jahre älteren Leo kennen und fühlt sich ihm auf Anhieb verbunden. Über den Eigenbrötler ist zwar wenig bekannt, dafür kursieren umso mehr Gerüchte um ihn. Leo musste seine alte Schule verlassen, wohnt im Gegensatz zu David in einem heruntergekommenen Viertel und redet am liebsten gar nicht über die Umstände, in denen er aufwächst.

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Kacen Callender: "Felix ever after"

Felix ist siebzehn, queer, Schwarz und trans - und sein größter Wunsch ist es, sich einmal richtig zu verlieben. Den Sommer verbringt er mit seinem besten Freund Ezra an der Kunstschule. Unerwartet wird er dort bloßgestellt, als er sich einer Ausstellung im Flur der Schule von Fotos gegenübersieht, die ihn vor seiner Transition zeigen. Darunter steht sein „Deadname" - der Name, den er Jahre zuvor abgelegt hat. Felix versucht herauszufinden, wer ihn öffentlich demütigen will - und hat auch bereits einen Verdacht. Gleichzeitig wird er von seinem anonymen Peiniger auf Instagram kontaktiert und auf diesem Weg weiter verhöhnt und herabgesetzt.

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