Nora Koldehoff

Freie Autorin / Freie Journalistin, Köln

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Südstadt gegen rechts

Bild: Tamara Soliz

Natürlich beriefen sie sich auch diesmal wieder auf ihre freiheitlich-demokratischen Rechte. Wem diese außer ihnen selbst noch zustehen sollen, darüber würden die Damen und Herren der als rechtsextrem eingestuften Partei „pro NRW" allerdings offenbar gern selbst entscheiden. Diesen Eindruck musste gewinnen, wer am Samstag die „Kundgebung" der Kleinpartei vor einem Flüchtlingswohnheim an der Vorgebirgsstraße erleben musste. Flüchtlinge, die von „pro NRW" grundsätzlich „Asylanten" genannt werden, gehören demnach ebenso wenig dazu wie Migranten, politisch Andersdenkende oder beispielsweise auch Homosexuelle, gegen die rechte Parteifunktionäre und –mitglieder immer wieder hetzen – beispielsweise auf der antisemitischen und homophoben Plattform kreuz.net.

Sich selbst stellt die rechtsextreme Partei proNRW, die in der Vergangenheit mehrfach sich widersprechende Angaben über die eher geringe Zahl ihrer Mitglieder gemacht hat, dabei als angeblich basisdemokratische Bürgerbewegung und als Opfer der Medien dar.

„Mit Nazis haben wir nichts zu tun", hieß es auch am Samstag in der Südstadt. Dem Verfassungsschutz sind allerdings enge Kontakte zu entsprechenden Organisationen und Personen bekannt. Zwanzig bis dreißig proNRW-Aktivisten hatten in Köln eine Tour von Flüchtlingswohnheim zu Flüchtlingswohnheim angekündigt, um den dortigen Bewohnern ihre Meinung mitzuteilen: Es gebe kein Recht auf „Asylmissbrauch", erst Recht nicht zu Lasten der „braven Bürger".

In den Heimen waren die Demonstrationen im Vorfeld bekannt geworden. Viele Bewohner wollten lieber nicht anwesend sein und sich die Ablehnung und die Unterstellungen, sie seien „Schmarotzer", nicht anhören müssen. Zudem hatten, so berichteten Betreuer, viele von ihnen Bilder von Angriffen auf Flüchtlingswohnheimen im Kopf. Kinder hätten sich erkundigt, ob „mit Feuer geworfen" werde.

Auch um diese Menschen zu schützen, hatten sich an allen drei Kölner Heimen Menschen mit unterschiedlichstem Hintergrund zusammengefunden. Sie wollten ihrerseits demonstrieren: gegen die ausländerfeindlichen Parolen von pro NRW und für ein Recht auf Asyl. In der Vorgebirgsstraße standen den wenigen pro NRW-Aktivisten etwa zehnmal so viele Gegendemonstranten gegenüber: Parteien, Familien, die Karnevalsgruppe „Bunte Funken", interessierte Bürger und linksbewegte Aktivisten fanden zusammen. Der Verein „Südstadt-Leben" hatte Grillstände organisiert, und die Metzgerei Hennes dafür Würstchen gespendet, die kostenlos an die Demonstranten verteilt wurden.

Als die Rechtspopulisten mit deutlicher Verspätung ihre Kundgebung begannen, war von den Reden nicht viel zu verstehen – inhaltlich wie akustisch.


Montag, 25. März 2013 | Text: Nora Koldehoff


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