Paulita Pappel ist feministische Porno-Produzentin und Buchautorin. Wie sieht ihre Version von einer sexpositiven Welt aus?
Ein Kreuzberger Hinterhof, ein alter Gewerbebau aus Backstein. Paulita Pappel führt schnellen Schrittes durch ein helles Treppenhaus und einen dunklen Gang, sie wirkt, als wäre ihr Kopf gerade noch voller Dinge. Dann bittet sie in einen kleinen, nüchtern eingerichteten Konferenzraum, schließt die Tür, setzt sich hin und ist voll da, drei Stunden lang.
wochentaz: Paulita, wir haben uns vor etwa fünf Jahren für ein Interview gesehen. Damals bekam die alternative Pornoszene öffentlich Aufwind. Was hat sich seither getan?
Paulita Pappel: Sehr viel, würde ich sagen. Pornos werden immer salonfähiger, es wird auch mehr drüber geschrieben. Und die Fragen haben sich verändert. Früher wurde ich oft gefragt: Warum ist das, was du machst - also feministische Pornografie - besser? Mittlerweile habe ich das Gefühl, die Gespräche sind differenzierter.
Was ist an der Frage problematisch?
Sie geht von der Prämisse aus, dass alles andere, also das, was oft als Mainstream-Pornografie bezeichnet wird, schlecht, falsch oder schlimm wäre. Aber dieser Gegensatz stärkt nur einen Diskurs, der eine ganze Industrie - mit Ausnahme der Nische, die sich eben als alternativ oder feministisch labelt - in der Schmuddelecke gefangen hält.
Mit Schmuddelecke meinst du den Vorwurf, dass Frauen in der Porno-Industrie schlecht behandelt oder gar missbraucht und sexistische Stereotype reproduziert werden?
Ja, die Debatte um den Dokumentarfilm „Hot Girls Wanted" von 2015 ist dafür ein gutes Beispiel.
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