Nina Schaefer

Journalistin, Sprecherin, Wien und Berlin

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Feature

rbbKultur: Nachdenken über das Judentum

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Rahel Mann ist fast schon ihre eigene Legende. Immer wieder muss sie erzählen, wie es damals in einem dunklen Kellerverschlag in der Starnberger Straße in Schöneberg zuging, in dem sie den Naziterror überlebte.

Die Hauswartsfrau dort hatte das Kind bis Kriegsende versteckt. Immer im Dunklen leben und ja keinen Mucks tun, damit die Nachbarn nicht misstrauisch werden. Auch in ihrem Buch "Uns kriegt ihr nicht" erzählt sie davon. Aber sie will nicht nur mit dieser Vergangenheit leben, sie beschäftigt sich heute zunehmend mit den Wurzeln ihrer Herkunft. Was bedeutet das Jüdischsein, fragt sie sich.

Eine Antwort darauf gibt auch Mirna Funk. Beide Frauen rechnen sich nicht zum orthodoxen Judentum und Judentum bedeutet für sie auch nicht "Konfession". Sie sehen sich als freigeistige emanzipierte Frauen, die ihr Judentum so leben wollen, wie sie es für richtig halten. Und an die deutschen Nichtjuden richten sie ihre Forderung, "dass wir nicht vereinnahmt werden wollen für die deutsche Aufarbeitung".

Wie erst kürzlich geschehen, als ein Künstlerkollektiv am Berliner Reichstag eine Gedenksäule errichtete, in der Knochenreste und Asche jüdischer Opfer der Konzentrationslager in Kunstharz eingegossen seien, wie sie behaupteten, als Mahnmal für die Ermordeten. Nach Protesten sei es mit dem Spuk schnell vorbei gewesen. Und Rahel Mann fügt noch hinzu, viel wichtiger sei das Miteinander, der Austausch mit Worten als solche Symbolakte.

So wird Rahel Mann auch weiter reden, so schwer es ihr manchmal fällt, und wieder davon erzählen, wie eine deutsche Hauswartsfrau ihr das Leben rettete.

Von Nina Schaefer und Saskia Reis
Foto © Saskia Reis