Spotify mit Content - als erste ARD-Anstalten stellen der Bayerische Rundfunk und das Deutschlandradio ausgewählte Inhalte auf Spotify bereit. Stefan Primbs hat für den BR die Verhandlungen mit dem in Schweden gegründeten Musikstreamingdienst geführt: "Wir kommen durch die Kooperation mit Spotify an neue junge Zielgruppen, die wir bisher mit all unseren Inhalten nicht erreichen würden - die junge Zielgruppe, die ihren Audio-Konsum über Spotify organisiert." Insgesamt will der BR die Reichweite seiner Podcasts durch die Kooperation mit Spotify vergrößern.
Auf dem Kölner Medienforum sagte Andreas-Peter Weber, Programmdirektor von Deutschlandradio: "Es hat gedauert, bis wir begriffen haben: Wir müssen dahin gehen, wo unsere Nutzer/Hörer sind." Trotz mancher Bedenken innerhalb der ARD-Anstalten: Immer mehr Redaktionen stellen ihre Inhalte auf privat-kommerziellen Plattformen wie SoundCloud, YouTube und iTunes. Spotify will mit dem neuen Angebot vermeiden, dass die Nutzer die App für Informationen verlassen - und so auch den Musikkonsum erhöhen.
Einige ARD-Hörfunkwellen platzieren bereits Playlists bei Spotify - jetzt erstmals auch Inhalte. Bisher geben BR und Deutschlandradio 20 ausgewählte Podcasts frei: Talksendungen wie "Eins zu Eins. Der Talk" von Bayern 2, Das Feature vom Deutschlandfunk, der "Grantler" von Puls und "Hörsaal" von DRadio Wissen. Die Liste der Inhalte haben die Partner in einer Lizenzvereinbarung festgehalten. Sobald der Podcast im Feed auftaucht, kann auch Spotify darauf zugreifen.
Im Moment können nur etwa fünf Prozent der Spotify-Nutzer auf die neuen Audio- und Video-Angebote zugreifen - und nur mit dem iPhone. Nach der "Beta-Phase" soll das Angebot auf alle Nutzer ausgeweitet werden. Stefan Zilch, Geschäftsführer von Spotify Deutschland: "Wir befinden uns im Moment in einer Phase, in der wir sehr viele Daten über die Nutzung von Podcasts und Video sammeln, wir lernen sehr viel."
Diese Daten sammelt Spotify aus Nutzerbefragungen und Streaming-Daten: "Wird vermehrt Deutschlandfunk Hintergrund angehört oder Podcasts, die für Studenten gemacht sind? Funktionieren bei uns Formate besser, die 5 Minuten lang sind oder sind 20 oder 40 Minuten Länge besser?" Die Daten liefert Spotify auch an seine Partner - eine Art Marktforschung für die Sender. Daraufhin sollen auch die Inhalte angepasst und erweitert werden. Bisher kämen vor allem Comedy und Wissen gut an.
Sind Wort-Inhalte auf einer Musikstreaming-Plattform ein weiterer Schritt hin zu einem personalisierten Baukastenradio? Hin zu einem virtuellen Sender, bei dem sich der Hörer die eigene Musik mit Nachrichten, Wetter und Verkehr und weiterem Wort frei zusammenstellt?
Volkswagen arbeitet etwa an einer App fürs Auto, die Sender entformatisiert. Dabei soll es dem Hörer auch möglich sein, ungeliebte Inhalte - etwa Sportnachrichten oder den Wetterbericht - herauszufiltern und die Uhrzeit der Nachrichten selbst zu bestimmen. Auch vertonte Zeitungsinhalte sollen hier abrufbar sein: ein Autofahrer soll sich beispielsweise das "Best Of" der Süddeutschen Zeitung für seine individuelle Pendel-Zeit zusammenstellen können.
"Wir haben momentan nicht geplant, ein Nachrichtenformat komplett freizugeben", sagt Stefan Primbs vom BR. Ein Grund könnte sein, dass in den Nachrichten viel Fremdmaterial verwendet wird - bei einer Freigabe für einen privaten Dienst müssten wohl alle Inhalte einzeln auf ihre Rechte geprüft werden. Spotify hat in Deutschland noch keinen klassischen Partner für Nachrichten, bezieht Inhalte von BBC, dem News-Aggregator "rightster" und Lifestyle-Themen von Mediakraft. Dass ARD-Hörfunkwellen ihre Nachrichten-Inhalte freigeben, ist nicht in Sicht. Weitere Wort-Inhalte werden aber folgen.