Marius Müller-Westernhagen trägt einen unverschämt gut sitzenden Anzug in einem seelenlosen Konferenzraum seiner Plattenfirma. Während des Gesprächs klingelt ständig sein Handy. Er ignoriert es, zuckt nicht mal, als es bimmelt. Vor ein paar Tagen ist ein Buch über ihn erschienen, ein autorisiertes Porträt des Schriftstellers Friedrich Dönhoff. Es geht viel um Westernhagens Jugend, um seine Sozialisation. Seine erfolgreichste Phase, die Stadiontourneen in den Neunzigern, wird in einer halben Seite wegerzählt. Müller-Westernhagen will nicht mehr über die Vergangenheit reden. Er will darüber sprechen, was heute falsch läuft und wie die Zukunft besser werden kann.
SZ: Marius Müller-Westernhagen, Sie spielten Konzerte vor 100000 Menschen. Wie bleibt man da normal?
Marius Müller-Westernhagen: Das ist schwer. Du kannst keinem vermitteln, was das für eine Zeit ist. Es war toll, aber ich sehe da einen anderen Menschen. Mir wurde klar: Das willst du nicht, das kannst du nicht, du verlierst dich hier und du bist nicht glücklich. Wenn du nicht glücklich bist, gibt es nur einen Menschen, der das ändern kann. Das bist du selbst.
Sie sagten nach Ihrer größten Tournee, dass Sie nie wieder vor so vielen Leuten spielen wollen. Warum?
Jeder bläst dir Zucker in den Arsch. Was immer du willst, jeder Wunsch wird dir erfüllt. Du verdienst viel Geld. Macht dich das glücklich? Ich dachte ja, aber es war nicht so.
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