Niklas Willma

Volontär Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Hannover

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Wohnraummangel - aber Bund lässt Wohnungen in Neumünster leer stehen | SHZ

Hier wohnt niemand mehr: Bei der Hausnummer 47 sind alle Briefkästen zugeklebt. FOTO: NIKLAS WILLMA

Der Wohnungsmangel ist in Deutschland eklatant. In der Mozartstraße in Neumünster aber stehen immer mehr Wohnungen leer. Was die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima) damit zu tun hat und wie es weitergeht.


Wer momentan in Neumünster eine Wohnung sucht, schaut entweder in die Röhre oder muss absurd hohe Mieten in Kauf nehmen. Abhilfe schaffen könnte hier zum Beispiel die Renovierung oder Sanierung von leerstehenden Häusern und Wohnungen. Davon gibt es in Neumünster bekanntlich viele, darunter auch immer mehr in der Mozart- und Bachstraße. Kompliziert wird dies allerdings dadurch, dass diese Gebäude dem Bund gehören.


Genauer gesagt gehören die Reihen- und Mehrparteienhäuser der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima). Eigentlich handelt es sich hier auch nicht unbedingt um Wohnungen für „private Dritte”, wie es die Bima formuliert, sondern um Wohnraum für Beschäftigte im öffentlichen Dienst. Allerdings werden immer mehr Wohnungen des Bundes an diese „privaten Dritten” vermietet, so in der Vergangenheit auch in der Mozartstraße.

Landesweit stand 2021 jede vierte Wohnung des Bundes leer

Die Gebäude gegenüber der Immanuel-Kant-Schule stehen teilweise schon seit mehreren Jahren leer und werden nicht neu vermietet. Es handelt sich allein in Mozart- und Bachstraße um fünf Reihenhäuser und zudem mehrere Wohnungen. An einem Hauseingang klebt noch der alte Haussegen der Sternsinger von 2020, eine Tür weiter ist im Küchenfenster eine Plastikblume zu sehen. An den Briefkästen kleben Aufkleber mit der Beschriftung „Bima Sanierung“. Der Zustand der Eingänge, sowohl an diesen beiden Reihenhaus-Teilen als auch an dem Mehrparteienhaus, lässt jedoch die Vermutung zu: Hier war seit Jahren niemand mehr.

In ganz Deutschland werden laut einer Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) jedes Jahr etwas mehr als 300.000 neue Wohnungen gebraucht. Laut Schätzungen des IW aus 2021 wird der Bedarf an Wohnungen in Neumünster bis 2025 nur zu 61 Prozent gedeckt werden. Es läge also nahe, dass auch der Bund die nötigen Mittel in die Hand nimmt, um den eigenen Leerstand wieder auf Vordermann zu bringen. Nicht nur in Neumünster. Jahrelange Leerstände von Bima-Immobilien gibt es auch anderswo – etwa in Itzehoe. Eine Bima-Statistik von 2022 sagt, dass von 580 Wohneinheiten in Schleswig-Holstein 150 leer standen – also 25,9 Prozent.

Das sagt die Bima zu den Leerständen

Woher kommen diese hohen Leerstände? Die BImA erklärt dies mit einer neuen Strategie: Wurden bis 2018 Wohnungen verkauft und nur noch wenig investiert, versuche der Bund seit 2018 („Wohnraumoffensive“), seine Wohnungen zu „ertüchtigen“. shz.de hat bei der Bima nachgefragt. Unter anderem mit der Frage, ob überhaupt genügend finanzielle Mittel für eine Sanierung der Bestandsimmobilien vorhanden sind. Pressesprecher Thorsten Grützner betont, die finanziellen Mittel stünden zur Verfügung, aber. „Leider wird es auch für die öffentliche Hand immer schwieriger, geeignete Handwerker zu finden. Zudem sind die Arbeiten auszuschreiben.” Auch die Bima müsse sich immer an den „internen und externen Kapazitäten orientieren“.

Die Bonner Bundesanstalt gibt allerdings auch Aufschluss darüber, wann mit den ersten Sanierungsarbeiten begonnen werden soll. „Die Planungen für das erste Objekt in der Mozartstraße 47 laufen”, so die Auskunft. Auch der nötige Bauantrag sei bereits eingereicht. Auf Nachfrage bestätigte die städtische Bauaufsicht zwar, dass der Antrag vorliege. Dazu, wann er eingereicht wurde, erhielt shz.de keine Antwort.

Zum Baubeginn äußerte sich die Bundesanstalt nur grob. „Aktuell geht die Bima von einem Baubeginn im Herbst dieses Jahres aus”, heißt es. Für die Arbeiten benötige man mindestens ein halbes Jahr. Zum übrigen Leerstand äußerte sich die Bima nicht.

Verkauf ausgeschlossen

Auf die Frage, ob ein Verkauf der Immobilien in Neumünster im Raum stehen könnte, antwortete Grützner klar ablehnend: „Ein Verkauf von Immobilien ist, bis auf wenige Ausnahmen, grundsätzlich ausgeschlossen. Dies gilt auch für die Immobilien in Neumünster.”

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