Nike Heinen

Wissenschaftsjournalistin, Redakteurin, Berlin

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Warum Cola den Corona-Schnelltest positiv macht

Im Parlament getestet - Warum Cola den Corona-Schnelltest positiv machte

Die Aktion wird nicht nur in Österreich kontrovers diskutiert: Ein FPÖ-Abgeordneter zweifelt in seiner Rede erst die Corona-Tests an - und demonstriert dann, wie unsicher diese angeblich seien. Doch die Sache ist nicht so einfach.

Mit kostenlosen Massentests versucht Österreich derzeit, das Infektionsgeschehen in den Griff zu bekommen. Doch die Beteiligung der Bevölkerung ist bisher verhalten - und die Kritik am Vorgehen der Regierung groß.

Am Donnerstag kam es nun im Parlament zu einem Eklat, der seitdem diskutiert wird. FPÖ-Generalsekretär Michael Schnedlitz zückte während seiner Rede einen Corona-Schnelltest - und stellte ein Glas Cola aufs Pult.

Noch während seiner Rede tröpfelte er das Getränk auf den Test - und zeigte wenig später triumphierend das Ergebnis: Corona-positiv. Für die Partei der Beweis, dass solche Tests und auch die Massentests nichts bringen würden.

Auf seiner Facebook-Seite schrieb Schnedlitz später: „Die Corona-Massentests sind wertlos! Das zeigte auch ein einfaches Experiment im Parlament, bei dem eine Cola ein positives Ergebnis erwirkt hat! Doch für genau diese Tests und Austestungen gibt diese schwarz-grüne Regierung zig Millionen an Steuergeld aus."

Auf Twitter empörten sich zahlreiche User über den Populismus der Aktion („Peinlich" - „Wie kann man in einer Pandemie nur so agieren?"). Andere hingegen fühlten sich in ihrer Meinung bestätigt, dass die Tests fehleranfällig seien. So twitterte unter anderem die deutsche AfD-Abgeordnete Alice Weidel das Video und schrieb dazu: „Wie zuverlässig Corona-Tests sind, beweist ein Abgeordneter der FPÖ in diesem kurzen Mitschnitt."

Woran das Testergebnis gelegen haben könnte

Woran aber könnte es gelegen haben, dass der Test fälschlicherweise anschlägt? Bei einer genauen Analyse des Cola-Tests - mehrere Videoversionen davon kursieren in den sozialen Medien - ist zu sehen, dass Schnedlitz den Test offenbar falsch anwendet. Er nimmt die Cola direkt mit dem Abstrichtupfer auf und tropft das auf den Test. Dabei lässt er einen wichtigen Schritt aus: Die Probe wird nämlich immer zuerst in dem sogenannten Puffer ausgeschwenkt, dann erst aufgetropft.

Puffer heißen die Flüssigkeiten, die den pH-Wert in einem bestimmten Bereich konstant halten. Genau das hat der FPÖ-Politiker umgangen. Deswegen haben die in der Cola enthaltenen Säuren mit dem Antikörper reagiert, der eigentlich die Virenproteine einfangen sollen.

Unternehmen spricht von peinlichem Statement

„Da wäre auch ein beliebiger Schwangerschaftstest positiv geworden. Bevor der Herr Abgeordnete solch peinliche Statements öffentlich macht, wäre es eventuell sinnvoll, sich davor, nur ein wenig, mit der Chemie zu beschäftigen", schreibt eine Managerin des Unternehmens Dialab, von dem der Test stammte, auf Anfrage der WELT.

Cola-Reste im Mund würden diesen Effekt übrigens nicht haben, das verhindert der Puffer.Falls man aber doch eine Probe aus dem Mund verwendet, raten Fachleute dazu, eine Stunde weder zu essen noch zu trinken oder zu rauchen.

Vor allem, weil die Virenkonzentration im Mund sinken kann, wenn der zuvor noch einmal frisch durchgespült wird. Der Dialab-Schnelltest allerdings sollte laut Packungsbeilage ohnehin mit Nasenproben gemacht werden. Und dorthin gehört nun wirklich keine Cola.

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